Allmählich sollten Bundespräsident und Regierungsmitglieder wirklich überlegen, ob sie noch auf den Opernball gehen sollen. Weil die Gefahr, in eine Schlägerei zu geraten, ja relativ hoch geworden ist.

Es begab sich nämlich heuer, dass vor der Lugner-Loge ein größerer Bahöö entstanden ist. Lugner gehört ja längst zum immateriellen Wiener Weltkulturerbe - Stichwort: "Nur hier kann Peinlichkeit zum Kult werden." Auf dem Ball tritt er gern mit Miet-Prominenz der C-Klasse auf. Das führt jedes Mal zu einer gewaltigen Ballung vor seiner Loge.

Heuer fühlte sich davon ein süddeutscher Unternehmer gestört. Als der den deutschen TV-Moderator Johannes B. Kerner aus der Lugner-Loge kommen sah, schrie er ihn an: "Wer hat Ihr Ticket bezahlt? Erklären Sie sich! Sie sind der neue Wulff!" (Anm.: deutscher Ex-Bundespräsident). Dann warf der schon etwas ältere deutsche Wutbürger ein Sektglas nach Kerner. Dessen Begleiter, ein norddeutscher Werbe-Unternehmer, antwortete mit einer gestreckten Geraden. Es floss etwas Blut.

Leute, hier herrscht Handlungsbedarf, echt jetzt. Auch für den Opernball gilt die "Broken-window-Theorie": Wenn in einem Gebäude auch nur ein Fenster länger zerbrochen bleibt, breitet sich Verwahrlosung bald im ganzen Umfeld aus. Zur Hypo-Krise und Burgtheater-Krise nun auch eine Opernball-Krise. Taskforce, Untersuchungsausschuss oder Weisenrat? (RAU, DER STANDARD, 1.3.2014)