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Dokumente werden bei Janukowitschs Villa zum Trocknen aufgelegt.

Foto: APA/EPA/Vaiss

Kiew/Moskau - Meschigorje ist ein malerischer Ort: Etwa 20 Kilometer nördlich von Kiew liegt es an einem Stausee des Dnjepr, auch Kiewer Meer genannt. Umgeben von einem fünf Meter hohen Zaun, befinden sich auf dem Territorium des 140 Hektar großen Anwesens mehrere Villen, ein Yachthafen, ein Reitstall, eine Schießanlage, Tennisplätze und sogar ein eigenes Jagdrevier. Es ist die Residenz des Ex-Präsidenten Wiktor Janukowitsch - zugleich ein Symbol für die Korruption, die im Land unter ihm grassierte.

Nach dem plötzlichen Machtverlust schützte auch der hohe Zaun die Residenz nicht vor neugierigen Besuchern. Einen Tag nach Janukowitschs Verschwinden tauchten neue Gesichter in Meschigorje auf und sahen sich gründlich um.

"Janukowitsch-Leaks"

Dabei stießen sie auch auf rund 200 Ordner mit Dokumenten, die Auskunft über den Lebenswandel Janukowitschs und seine geschäftlichen Verstrickungen geben können. Für deren Vernichtung reichte die Zeit offenbar nicht, also wurden sie in einem Teich auf dem Anwesen versenkt, wo freiwillige Taucher sie später bargen. Nun werden die Papiere, "Janukowitsch-Leaks" genannt, sortiert, gescannt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bisher wurden 1581 Dokumente veröffentlicht.

Die meisten Dokumente fixieren die Ausgaben für die 2007 von Janukowitsch privatisierte Staatsdatscha. Für Meschigorje war ihm nichts zu teuer: italienische Designer-Möbel für 2,5 Millionen Euro, eine deutsche Teezimmer-Garnitur für 1,6 Millionen oder Blumen für 1,1 Millionen Euro. Laut den ausgewerteten Papieren kostete Janukowitschs Bequemlichkeit auf Meschigorje die ukrainischen Steuerzahler 1,3 Milliarden Hryvna - vor dem Kursverfall waren das 120 Millionen Euro.

Daneben wurde auch Janukowitschs "schwarze Buchhaltung" entdeckt mit Hinweisen auf Steuerhinterziehung, gefälschte Ausschreibungen und Schmiergeldzahlungen, wobei viele der "Investoren" noch nicht dechiffriert wurden. Interessant dürfte auch die Aufdeckung des Firmengeflechts sein, dass der Janukowitsch-Clan aufgebaut hat. Viele Spuren führen nach Österreich.

Erschreckt wurden die Journalisten, die die Janukowitsch-Leaks auswerten, aber vor allem von Dossiers, die Janukowitsch über seine Gegner angelegt und mit dem Vermerk "Gefährlich" versehen hatte. (ab, DER STANDARD, 1.3.2014)