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Hypnobirthing sei "eine sehr gute Methode für Frauen, um sich auf die Geburt vorzubereiten", sagt Hebamme Gerlinde Feichtlbauer.

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"Die Hypnose ist die älteste Methode der psychologischen Geburtserleichterung und ist äußerst effizient", sagt der Linzer Psychotherapeut Wolfgang Schnellinger.

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So groß die Vorfreude auf das Baby auch sein mag, die Schmerzen, die eine Frau während der Geburt ertragen muss, werfen ihre Schatten schon in der Schwangerschaft voraus. Wenig verwunderlich also, dass werdende Mütter, die nicht zwingend in der Pein Kraft schöpfen wollen, vermehrt zu Alternativen greifen.

Nicht immer müssen diese im klassisch schulmedizinischen Bereich liegen. Die herkömmlichen Schmerzmittel bekommen nämlich ernste Konkurrenz. So entscheiden sich immer mehr Schwangere dazu, den Nachwuchs wie in "Trance" zu bekommen. Ganz genau handelt es sich bei Hypnobirthing um einen ganzheitlichen, geburtshilflichen Ansatz, der in den 1990er-Jahren hauptsächlich in den USA Verbreitung fand.

Schmerzbekämpfung

Grundsätzlich ist die Wirkung von Hypnose in der Schmerzbekämpfung seit langem bekannt. Die medizinische Form der Hypnose hat absolut nichts mit Show zu tun. Stattdessen werden Menschen mittels verschiedener Techniken dazu befähigt, auf einer geistigen Ebene ihre körperliche (Schmerz-)Erfahrung zu beeinflussen. Zuletzt entscheiden etwa die amerikanische Schauspielerin Jessica Alba und die britische Herzogin Kate bewusst für Hypnobirthing und gegen allzu große Nachwuchs-Schmerzen.

Der Linzer Psychotherapeut Wolfgang Schnellinger ist einer der "Wegbegleiter" für Frauen hin zu einer sanften und möglichst schmerzfreien Geburt: "Je früher Frauen beginnen, sich vorzubereiten. desto besser. So besteht die Möglichkeit, selbsthypnotische Übungen während der Schwangerschaft einzuüben. Das gibt der Psyche und dem Körper die Möglichkeit, sich an die Methode zu gewöhnen." Zusätzlich könne Hypnose zur Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden genutzt werden. "Die Übungen werden dabei auf Band aufgenommen, wodurch die Schwangeren zu Hause regelmäßig üben können", erklärt der Psychotherapeut.

Den Vorwurf einer Modeerscheinung will Schnellinger nicht gelten lassen: "Die Hypnose ist die älteste Methode der psychologischen Geburtserleichterung und ist äußerst effizient. So ist auch während der Geburt eine Schmerzreduktion zu erwarten." Leider hätte sich die Methode aber bisher in der Geburtsvorbereitung und Geburtshilfe "noch nicht so weit verbreitet, obwohl ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen wurde".

Hohe Erwartungen

Und doch wird die sanfte Geburt nicht ganz unkritisch gesehen. Kritiker bemängeln, dass Hypnobirther zu hohe Erwartungen bei Schwangeren wecken. Es wird eine "ruhige Geburt" glorifiziert, doch das schmerzfreie Gebären tritt dann oft nicht ein. Schnellinger: "Zu Beginn einer Behandlung gibt es ein Aufklärungsgespräch über Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung, um möglichen Enttäuschungen vorzubeugen. Dabei soll es eben nicht um eine Glorifizierung der Methode gehen, sondern um realistische Zielsetzungen hinsichtlich der Schmerzreduktion und Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden."

"Angst nehmen"

Die österreichische Ärztekammer empfiehlt ebenfalls ein Beratungsgespräch, Bedenken gegenüber der Methodik hat man keine. Und die Hebammen? Für Gerlinde Feichtlbauer, Vizepräsidentin des österreichischen Hebammengremiums, ist Hypnobirthing "eine sehr gute Methode für Frauen, um sich auf die Geburt vorzubereiten". Sie spricht von einem Boom: "Vor zehn Jahren war das noch eine Seltenheit. Heute gibt es fast in jedem Bezirk einen Hypnobirther."

Die Eltern beziehungsweise die werdenden Mütter würden verstärkt nachfragen – die Hebammen entsprechend reagieren. Feichtlbauer ist seit 19 Jahren Hebamme. Es sei sicher nichts Schlechtes, Frauen "die Angst vor den Schmerzen zu nehmen". Wer entspannter ist, empfinde die Geburtsschmerzen nicht so stark. Und, gibt sich Feichtlbauer pragmatisch: "Wenn die Frau es nicht schafft, sich wie geübt zu entspannen, was ist dann schon? Dann läuft die Geburt so wie jede andere ab." (Peter Mayr, Markus Rohrhofer, derStandard.at, 28.2.2014)