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Dorothea Schittenhelm

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Wien - ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm will sich in der Partei weiterhin für ein Reißverschlusssystem bei der Listenerstellung einsetzen, um die Platzierung von Frauen auf wählbaren Plätzen sicherzustellen. Sollte sich dieses beim Parteitag im nächsten Jahr nicht ohnehin in einem Leitantrag finden, werde sie selbst aktiv: "Wir werden diesen Antrag stellen, auch wenn wir damit untergehen."

"Wir sind die einzigen wirklichen Europäer"

Die Frauenchefin zeigte sich überzeugt, dass die Volkspartei am 25. Mai bei der EU-Wahl den ersten Platz verteidigt: "Wir sind die einzigen wirklichen Europäer. Die NEOS sind Gaukler." Sie räumte ein, dass die junge Partei den Schwarzen Stimmen koste, diese seien jedoch "verlorene Stimmen". "Das Land braucht die Besten, die Verbindungen haben und sich durchsetzen können", verweist Schittenhelm etwa auf Spitzenkandidat Othmar Karas oder die Europaabgeordnete Elisabeth Köstinger.

Die ÖVP sieht die Frauenchefin für die Europawahl "gut aufgestellt" und Obmann Michael Spindeleggers Eingestehen von Fehlern bei der Klubklausur in Loipersdorf habe jedenfalls "gut getan". Aus Sicht der ÖVP-Frauen gebe es sicher keine Obmanndebatte, man konzentriere sich auf den EU-Wahlkampf.

Alte Zurücksetzungen "erledigt"

Probleme mit der Parteispitze - Schittenhelm war bei den Regierungsverhandlungen in keiner Verhandlungsgruppe vertreten und mit der Entscheidung, den früheren Klubchef Karlheinz Kopf als Zweiten Nationalratspräsidenten zu installieren waren die ÖVP-Frauen alles andere als zufrieden - sieht die Frauenchefin inzwischen ausgeräumt: "Das ist erledigt." Man sei sich bewusst, dass manche Bünde in der Partei stärker sind: "Aber die ÖVP-Frauen sind statutarisch gleichwertig."

Mit der neuen Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) ist sie äußerst zufrieden: "Sie gefällt mir irrsinnig gut." Da Karmasin als Parteifreie geholt wurde, gehe sie "frisch, ohne Scheuklappen" an die Themen heran. Dass das parteiintern mitunter zu Schwierigkeiten führen kann, weiß Schittenhelm: "Ich passe ein bisschen auf sie auf."

Gleichbehandlungsanwaltschaft soll aufgewertet werden

Die ÖVP-Frauen treten dafür ein, dass die Gleichbehandlungsanwaltschaft aufgewertet wird, denn derzeit handle es sich um eine "zahnlose" Einrichtung. "Sie soll nicht nur aufzeigen, einvernehmen und Berichte schreiben können, sondern tatsächlich auch Recht sprechen", forderte Schittenhelm anlässlich des Frauentags.

Kritik übte sie an den Einkommensberichten, die für mehr Transparenz und schließlich eine geringere Lohndifferenz zwischen Männer und Frauen sorgen sollen: "Es ist nicht das richtige Mittel." Sie fordert einen "Gendercheck" durch die Arbeiterkammer, die die Lohnstruktur bewerten sollte. Dies könnte man "durchaus" mit einer Zertifizierung für Betriebe verbinden, findet Schittenhelm. Die Ausweitung der Einkommensberichte auf kleine Firmen - ein Vorschlag von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) - könne diskutiert werden. Schittenhelm befürchtet dadurch allerdings eine "Neiddebatte". Sie pocht generell auf eine Neubewertung der Arbeit.

"Die eigentliche Schande ist, dass wir uns damit befassen müssen", empört sich die ÖVP-Frauenchefin über die Einkommensschere: "Ich fasse es oft nicht. Wir schreiben das Jahr 2014."

Verpflichtende Frauenquoten - Schittenhelm spricht lieber von Reißverschlusssystem, da die Quote negativ besetzt sei - brauche es, denn "auf normalem Weg kommen sie nicht in Spitzenpositionen". (APA, 28.2.2014)