Matthias Hartmann, nicht unbedingt das Liebkind des deutschen Feuilletons, wollte in Wien alles richtig machen. Das Burgtheater zu leiten ist schließlich die Krönung für jeden Regisseur. Und so freundete er sich mit einflussreichen Menschen an, darunter mit dem Ehepaar Dichand. Diese Lebensversicherung hat sich bereits rentiert: Die Boulevardmedien nehmen die Malversationen im Burgtheater mit erstaunlichem Gleichmut hin.

Dass der Direktor zumindest eine Mitschuld an der Finanzmisere hat, ist offenbar. Hartmann ahnte schon früh, dass etwas faul sein musste im "Staate" von Silvia Stantejsky. Er bat einen Freund, einen Blick in die Bücher zu tun. Und dieser erklärte ihm die Tricks mit den Abschreibungen. Die Bundestheaterholding aber empfahl die Praxis, und die gnädigen Wirtschaftsprüfer erteilten das Testat.

Hartmann zog sich auf die Rolle des Künstlers zurück. Doch als Kogeschäftsführer ist er eben für das gesamte Unternehmen verantwortlich. Wenn er Stantejsky feuert, müsste er eigentlich im gleichen Moment gehen.

Ihm wird man allerdings keine "dolosen" Handlungen vorwerfen können, die eine Fristlose rechtfertigen würden. Man könnte sich von ihm nur trennen. Aber das wird Minister Josef Ostermayer nicht tun, da seine Vorgängerin den Vertrag bis 2019 verlängerte. Den Direktor auszuzahlen würde wohl mehr als eine Million Euro kosten. Dieser Vertrag ist Hartmanns zweite Lebensversicherung. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 28.2.2014)