"Arschloch: Tunnel, in den die Karriereleiter führt und an dessen Ende es kein Licht gibt." Schon am Anfang macht Schuberth klar, wie der Teufel tickt: Schonung- und erbarmungslos aphorisiert er das 21. Jahrhundert gegen die Wand und analysiert Begrifflichkeiten wie "Midlife-Crisis", "Kulturhauptstadt" und "Intimpiercing" derart, dass man sich als LeserIn nur mehr ertappt ergeben kann.

Richard Schuberth liest aus "Neues Wörterbuch des Teufels".

Die alphabetisch gereihten Einträge sind entwaffnende Analysen des Facebook-, Wellness,- und Celebrity-Zeitgeists. Gleichzeitig klären sie aber auch innen- und außenpolitische Themen wie "Europa", "Entwicklungshilfe" und "Ethnie" zynischer und damit wahrer, als es jede wissenschaftliche oder journalistische Schreibe je könnte. Schuberths Witz ist pointiert und gegen jede Kritik süffisant erhaben, ganz wie es sich für einen Meister des Metiers gehört.

Die Aphorismen-Sammlung stellt sich namentlich in die Tradition eines Ambrose Bierce (den Autor des "ersten Testaments", dem ursprünglichen Wörterbuch des Teufels) und lehnt sich an die Großen wie Karl Kraus und Oscar Wilde an. Leider hat sich Schuberth von seinen Vorbildern auch eine kleine Portion Sexismus abgeschaut. Dies hätte er nicht nötig. Aber angesichts etwa des nüchtern-bestechenden Tons von "Lettland: Jenes Land, das nicht Litauen ist", verzeiht man ihm diese Restbestände des Patriarchats fast gleich.

Empfehlung: Lieblingssprüche auswendig lernen und damit auf Parties, bei Dates und im Büro angeben. (Olja Alvir, Video: Siniša Puktalović, daStandard.at, 27.2.2014)