Nicht immer geht fleischlose Ernährung mit innerem Frieden einher: Vegetarier leiden etwa häufiger an psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen als Fleischesser.

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Rund zehn Prozent der Österreicher geben an, vegetarisch oder vegan zu leben. Eine neue Studie des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie der Med-Uni Graz hat sich nun mit der Frage beschäftigt, wie die Form der Ernährung unsere Gesundheit und Lebensqualität beeinflusst. Überraschendes Ergebnis: das subjektiv schlechtere Gesundheitsempfinden und eine generell niedrigere Bereitschaft zur Gesundheitsvorsorge bei Vegetariern gegenüber Personen, die sich von Mischkost ernähren.

Studienautorin Nathalie Burkert betont, dass die Ergebnisse keine kausalen Zusammenhänge nachweisen und dass weitere Untersuchungen zum Thema nötig seien. Auch ist die aktuelle Studie nicht zu verwechseln mit der Studie "Nutrition and health: different forms of diet and their relationship with various health parameters among Austrian adults", die ebenfalls an der MedUni Graz durchgeführt und am 1. Dezember 2013 im Magazin "Wiener klinische Wochenschrift" veröffentlicht worden ist. Die ältere Studie kommt zu völlig anderen Ergebnissen, unter anderem deshalb, weil sozioökonomische Faktoren sowie Alter und Geschlecht nicht im selben Ausmaß wie in der aktuellen Untersuchung berücksichtigt worden sind.

Schlechteres subjektives Gesundheitsempfinden

Im Rahmen der Studie wurden Daten von 1.320 Personen ausgewertet, Grundlage bildete die österreichische Gesundheitsbefragung. 330 befragten Vegetariern (davon 76 Prozent Frauen) wurden drei Gruppen zu ebenfalls 330 Personen gegenübergestellt, die allesamt per Face-to-Face-Interview befragt wurden. Gruppe eins verzehrte mediterrane Kost mit hohem Anteil an Obst und Gemüse, Gruppe zwei mediterrane Kost mit moderatem Fleischanteil, Gruppe drei mediterrane Kost mit hohem Fleischanteil.

Mit der rein vegetarischen Lebensweise ging allgemein ein niedrigerer Body-Mass-Index (BMI) einher. Ebenso konnte ein geringerer Alkoholkonsum als in den drei anderen Gruppen beobachtet werden. Insgesamt gaben die Vegetarier jedoch ein schlechteres subjektives Gesundheitsempfinden sowie vermehrt Einschränkungen aufgrund gesundheitlicher Probleme an.

Weniger Vorsorgeuntersuchungen

Eine weitere interessante Entdeckung betrifft das Gesundheitsverhalten der Studienteilnehmer. "Vegetarier gaben zwar an, aufgrund körperlicher Beschwerden häufiger zum Arzt zu gehen, gingen insgesamt aber seltener zu Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen", so Studienautorin Nathalie Burkert. Ebenso wurde beobachtet, dass Vegetarier häufiger an Allergien, Krebserkrankungen und psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen leiden. In Summe ergibt sich dadurch eine niedrigere Lebensqualität, sowohl bei der physischen als auch bei der psychischen Gesundheit, und auch ein Defizit in der Lebensqualität im Zusammenhang mit sozialen Beziehungen.

Bisherige Untersuchungen hatten ambivalente Ergebnisse hinsichtlich des Zusammenhanges zwischen Ernährungsverhalten und Prävalenz von Krebs- und Darmerkrankungen, abdominalen Erkrankungen und der Gesamtmortalität gezeigt. "Weitere Untersuchungen, welche sich mit Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen, Auswirkungen im Zeitverlauf und Ernährungskomponenten im Detail beschäftigen, sind für Österreich daher dringend notwendig", sagt Burkert.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass Personen, die eine mediterrane Kost mit hohem Anteil an Obst und Gemüse und/oder mit moderatem Fleischanteil konsumieren, ein subjektiv besseres Gesundheitsempfinden und -verhalten haben, an weniger chronischen Krankheiten leiden und in Summe eine höhere Lebensqualität angeben. Die Forscher der Med-Uni Graz fordern insgesamt umfassende Informations- und Schulungsprogramme für die Öffentlichkeit, die zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens beitragen können. (red, derStandard.at, 27.2.2014)