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Beppe Grillo geht mit Härte gegen "Dissidenten" und "Parasiten" vor.

Foto: AP Photo/Roberto Monaldo

"Wir sind im Krieg!", pflegt Beppe Grillo seinen Anhängern einzuschärfen. Nun hat sich das Schlachtfeld aber an einen unliebsamen Schauplatz verlagert: in seine eigene Fünf-Sterne-Bewegung. Schreiduelle, Tränen und Wutausbrüche prägten das Bild, als am Mittwochabend das Ergebnis der Abstimmung im Internet bekannt wurde. Zwei Drittel folgten dabei Grillo: Vier Senatoren seien "Dissidenten" und deshalb auszuschließen. "Jetzt sind wir weniger - aber dafür geschlossener und stärker", freute sich der Parteigründer.

Er könnte sich täuschen: Denn der Ausschluss der vier Senatoren hat das seit langem schwelende Unbehagen über Grillos autoritären Führungsstil in zornige Proteste umschlagen lassen. Deren Folgen sind unabsehbar: Mindestens 20 Senatoren überlegen sich, Widerstand zu leisten. Sechs haben ihren Rücktritt bereits hinterlegt, weitere vier ihn angekündigt.

"Schlimmer als bei den Faschisten"

"Hier geht es schlimmer zu als bei den Faschisten", klagte unter Tränen die Senatorin Alessandra Bencini. Auch zwei Unterhaus-Abgeordnete kehrten der Bewegung den Rücken.

Der Konflikt markiert den Bruch zwischen dem gemäßigten und dem radikalen Flügel der Bewegung, der die raue Gangart in den letzten Wochen weiter verschärft hatte. Die geforderte Amtsenthebung von Staatspräsident Giorgio Napolitano, Strafanzeigen gegen Kammerpräsidentin Laura Boldrini, die mit wüsten sexistischen Beschimpfungen bedacht wurde, kompromisslose Obstruktion und Besetzung der Parlamentsausschüsse hatten die Kluft weiter vertieft.

Sprecher des radikalen Flügels ist Alessandro Di Battista, der sich für das Amt des Premiers "für durchaus geeignet" hält. Er liebt die Attitüde des missionarischen Eiferers und warnt gerne vor den "Tricks des Systems": "Sie schicken dir ein gefügiges Mädchen, das dich anschließend der Vergewaltigung beschuldigt. Oder sie stecken dir eine Dosis Kokain in die Sakkotasche."

Neue Linksfraktion geplant

Der Rücktritt der Senatoren fördert nun Spekulationen: Denn im Senat, wo Premier Matteo Renzi nur eine Mehrheit von sechs Stimmen hat, könnte die Bildung einer zusätzlichen Linksfraktion neue Koalitionen ermöglichen. Der ausgeschlossene Francesco Campanella erklärte, er arbeite an einer solchen Lösung: "Der einzige Grund für meinen Ausschluss ist Majestätsbeleidigung." Die zurückgetretenen Parlamentarier wurden als "Parasiten" beschimpft.

Dass sein selbstherrlicher Führungsstil in der Gruppe auf wachsenden Widerstand stößt, kann Grillo freilich nicht erschüttern: "Eine Bewegung innerhalb der Bewegung kann ich nicht dulden." (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 28.2.2014)