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Frauen arbeiten vielfach Teilzeit, ganz besonders im Handel. Freiwillig sagen die einen, weil keine anderen Stellen angeboten werden, die anderen.

Foto: AP/Roland

Die gute Nachricht zuerst: Der Handel ist, was die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse betrifft, eine stabile Branche. Im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftszweigen wurden auch in den Krisenjahren 2008 bis 2012 neue Beschäftigungsverhältnisse geschaffen, wie eine Studie im Auftrag der Arbeiterkammer zeigt. Der Wermutstropfen: Das Plus von 14.000 Stellen verdankt sich fast ausschließlich dem starken Anstieg der Teilzeitbeschäftigung, insbesondere im Einzelhandel (rund 12.000), wie AK-Präsident Rudolf Kaske bei der Präsentation der von Wifo und IFES durchgeführten Studie am Mittwoch erklärte.

Was die Erhebungen weiter zeigen: Der Handel ist und bleibt überwiegend in Frauenhand, und männliche Arbeitskräfte verdienen auch in dieser Branche deutlich mehr. Während Männer in ihrer Erwerbslaufbahn zwischen dem 29. und dem 45. Lebensjahr Einkommenszuwächse von 45 Prozent verzeichnen, muss sich die weibliche Angestelltenwelt im gleichen Zeitraum mit 17 Prozent bescheiden. Nach Berechnungen der AK erklärt sich dieser Gap nur zum Teil mit der Teilzeit-Dominanz bei den Frauen.

Vollzeit-Chefs

Von den insgesamt 525.000 Beschäftigten in der Branche sind 56 Prozent weiblich, im Einzelhandel beläuft sich der Anteil sogar auf 75 Prozent. Den subjektiven Kunden-Eindruck, überwiegend Frauen an den Kassen und beim Regal , unter der Führung eines männlichen (Vollzeit-) Filialleiters sieht Kaske auch in den Zahlen bestätigt: 90 Prozent aller Frauen sind Teilzeitkräfte. Die von Branchen- und Arbeitgebervertretern wiederholt getroffene Einschätzung, dass Frauen freiwillig Teilzeit arbeiten würden, kann Kaske nicht nachvollziehen.

Zumal sich die Beschäftigungsverhältnisse naturgemäß auf die Einkommen auswirken: Von den Teilzeitkräften sagt laut der Befragung ein Fünftel, dass ihr Einkommen zum Leben nicht ausreiche. Während 85 Prozent der Männer 35 oder mehr Stunden arbeiten, 32 Prozent sogar mehr als 45 Stunden, kommt mehr als die Hälfte der weiblichen Einzelhandels-Handelsangestellten auf maximal 34 Stunden. Für Kaske einmal mehr Anlass, der AK-Forderung Nachdruck zu verleihen, vorrangig Teilzeit im Betrieb zu Vollzeit umzuwandeln: "Nur informieren, wie sich das die Regierung vorstellt, wird nicht reichen."

Nicht bezahlte Mehrarbeitszuschläge

Verschärft wird die zuweilen prekäre Einkommens-Situation durch die Tatsache, dass ein Viertel der gesetzlich verankerten Mehrarbeitszuschläge nicht bezahlt wurde, wie AK-Vizepräsidentin Dwora Stein moniert.  Immerhin 55 Millionen Euro jährlich, die den Arbeitnehmern im Geldbörsel fehlen würden, so Stein. Auch die volkswirtschaftliche Dimension ist laut AK mit 77 Millionen Euro, die dem Staat an Steuern damit vorenthalten werden, beachtlich.

Trotz der Tatsache, dass sich die Branche insgesamt laut AK von einer Niedriglohnbranche wegentwickelt – ab kommendem Jahr gilt ein Mindestgehalt von 1.500 Euro -  bleibt die Fluktuation deutlich höher als anderswo. Durchschnittlich zwei bis fünf Jahre dauert ein Beschäftigungsverhältnis.  In den Genuss der sechsten Urlaubswoche – sie gilt ab 25 anrechenbaren Jahren – kommt damit mit fünf Prozent der Beschäftigten ein verschwindend kleiner Anteil. (rebu, derStandard.at, 26.2.2014)