Achtung: Es besteht Bestsellerverdacht

Was haben ein Porsche Macan und ein Mercedes GLA gemeinsam? Außer dem A in der Benamsung? Allradtechnik aus Österreich. Wie beim Porsche-SUV liefert Magna auch das 4x4-System des wesentlich kompakteren Benz-SUVs zu.

Foto: daimler

Zur Demonstration der daraus resultierenden Fähigkeiten schickte uns Mercedes bei der internationalen Präsentation des Fahrzeugs auf eine Offroad-Strecke im bergigen Hinterland von Granada, und was soll man sagen: ja eh. Schotterstrecke auf und ab, steil auf und ab, leichtes Gelände also, das derpackt er locker - ein richtiger Geländewagen ist er aber natürlich nicht.

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Will und braucht er auch gar nicht zu sein, denn wer wird sich im richtigen Autoleben mit dem GLA schon viel abseits asphaltierter Straßen herumtreiben? Eben. Das sei kein Bergstiefel, sondern ein Trekkingschuh, meint Mercedes, und das trifft es ganz gut.

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Immerhin gibt es eine Taste, die durch veränderte Schaltpunkte und Gaspedalkennung eine Art Getriebeuntersetzung simuliert, und bei der Bodenfreiheit macht einem Mercedes die Entscheidung mit drei erhältlichen Niveaus nicht eben leicht: Ordert man das Offroad-Comfort-Fahrwerk, ergeben sich zwischen Boden und Bodenplatte 202 mm Luft. Das Basisfahrwerk liegt 30 mm tiefer, und für sportliche Gemüter duckt sich der GLA noch mal 15 mm flacher, in AMG Performance-Ausführung kommt straffere Dämpfung dazu.

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Grundsätzlich überzeugt dabei bereits das Basisfahrwerk. Entwickelt auch in flott gefahrenen Kurven wenig Neigung zur Seitenneigung, wirkt aber deutlich komfortabler als in der A-Klasse, auf welcher der GLA basiert. Präzise Lenkung und diese gewisse Leichtfüßigkeit, das summiert sich zu einem respektablen Gesamtauftritt, schon bei den Fronttrieblern, mehr noch bei den Allradlern.

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Auch das Motoren- und Getriebeprogramm fällt nicht aus der Rolle. Je zwei Diesel und Benziner gibt's zum Start, wir reden von 136 bis 211 PS, reden auch von Normverbräuchen zwischen 4,3 und 6,5 l / 100 km, und dafür bitte schön verleiht Mercedes sich das Prädikat sparsam, nicht zu Unrecht, denn das ist Kleinwagenniveau.

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Wenn im Juli dann die Version 45 AMG hinzukommt, mit g'schmackigen 360 PS und einem optischen Auftritt, der zwischen markant und dramatisch oszilliert, dann gönnt sich der auch nur 7,5 l / 100 km; der oberste Wegelagerer der Republik - Pardon: Finanzminister - wird enttäuscht sein, trotz neuer NoVA ist da nicht viel zu holen.

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Innen hält der jugendlich dynamische GLA, was äußeres Design und Abmessungen versprechen: schwungvolle Ästhetik und ausreichende Platzverhältnisse (auch beim Kofferraum, der sich von 421 Liter Volumen auf bis zu 1235 vergrößern lässt). Und weil Mercedes sich längst wieder dem Motto "Edel sei der Benz, hilfreich und gut" verpflichtet fühlt, muss man Material- und Qualitätsanmutung ebenfalls rühmlich erwähnen.

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Weniger ein Ruhmesblatt ist dafür die zeitliche Positionierung: BMW X1, Audi Q3 und Range Rover Evoque sahnen schon lange ab in diesem Segment sozial verträglich dimensionierter SUVs, Mercedes hat sich ewig Zeit gelassen und eine Stange Geld liegenlassen. Zu spät ist es aber auch wieder nicht, das Thema bleibt heiß, je kleiner die entsprechenden SUVs, desto heißer.

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Es wird deshalb nicht verwegen sein, dem GLA akuten Bestsellerverdacht zu unterstellen. Und insgesamt ist ohnehin kaum ein Hersteller so breit aufgestellt im Hochbeinsegment: Der GLA rundet die G-Klasse, die GL, M und GLK umfassende Palette idealtypisch nach unten ab. Endlich. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 28.2.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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