Barrierefreiheit ist das Thema einer Konferenz am Donnerstag und Freitag in der Wiener Uno-City.

Foto: Corn

Wien – Jeder zehnte Mensch auf der Welt lebt mit einer Behinderung. Deren Rechte sind zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten – so besagt es die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Wie es darum international tatsächlich bestellt ist, darüber werden diese Woche 350 Parlamentarier verschiedener Länder, Vertreter von Behindertenorganisationen und NGOs sowie Experten in Wien im Rahmen der dritten Zero Project Conference diskutieren. Die Tagung, die am Donnerstag und Freitag in der Uno-City stattfindet, wird von der Essl-Foundation und dem World Future Council getragen.

Als Diskussionsgrundlage dient den Konferenzteilnehmern der Zero Project Report 2014 über 130 Länder, der dem Standard vorliegt – und der neben Best-Practice-Beispielen teils überraschende Erkenntnisse über den Status quo parat hält. Grundlage des Reports sind die Berichte von 164 Behindertenexperten, die Fragen zur allgemeinen Implementierung der UN-Konvention und zum Thema Barrierefreiheit in den verschiedenen Ländern beantwortet haben. Die Barrierefreiheit ist diesjähriger Themenschwerpunkt der Konferenz.

Barrierefreies Bauen

Der Bericht zeigt, dass mit dem Entwicklungsgrad eines Landes (gemessen am UN-Index für menschliche Entwicklung) nicht automatisch ein Mehr an Barrierefreiheit einhergeht. So weisen jene Länder mit "sehr hoher menschlicher Entwicklung“ (zum Beispiel Österreich, aber auch Portugal, die USA oder Neuseeland) beispielsweise genauso Vorschriften für barrierefreies Bauen neuer Gebäude auf wie Länder mit lediglich "hoher Entwickung“ – etwa Bulgarien, Rumänien und Russland.

Auch die Länder mit "mittlerer Entwicklung" – dazu zählen Thailand, die Republik Moldau oder Südafrika – sind laut Bericht nicht viel weniger barrierefrei. Ein klarer Unterschied zeigt sich erst bei Ländern mit "geringer Entwicklung" wie Ruanda, Äthiopien und Haiti.

Neben baulichen Gegebenheiten und der Situation in Öffis bewerteten die Experten auch den Zugang zu Informationen, zu öffentlichen Services und die Kommunikationsmöglichkeiten. Hier zeigte sich, dass entwickelte, reichere Länder in dem Gebiet höhere Standards aufweisen. Und das, obwohl das Herstellen von Barrierefreiheit in diesen Belangen oft weniger kostspielig ist als zum Beispiel Umbauten es sind.

Lage auf dem Arbeitsmarkt

Auch der Beschäftigungssituation von Menschen mit Behinderung widmet sich der Bericht: Diese hat sich in Österreich laut Behindertenanwaltschaft seit 2005 um 66 Prozent verschlechtert: 2013 waren österreichweit 47.364 Personen mit Handicap arbeitslos. Offenbar wird die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Westeuropa insgesamt zunehmend schwieriger. In dem Bericht wird Europa einerseits in eine Region von 20 EU-Staaten West- und Nordeuropas und andererseits in eine Region Ost- und Mitteleuropa (inklusive sechs EU-Staaten wie Ungarn und Kroatien) unterteilt. Während im Westen Europas die Zahl der Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben sinkt, sehen die Experten die Lage in Osteuropa und Asien besser.

Allerdings ist es schwierig, verlässliche Aussagen über die Lage von Menschen mit Handicap in Europa zu treffen. Laut Report fehlt es nach wie vor an vergleichbaren Daten. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 26.2.2014)