Bild nicht mehr verfügbar.

Jetzt sagen Noten vor allem, wie ein Schüler im Verhältnis zu den anderen Schülern steht und nicht zum Lernziel", kritisiert Haider.

Foto: APA/Schneider

Wien - Ein Sehr gut im Zeugnis muss noch lang kein Sehr gut in einer anderen Schule sein, so wie ein Fünfer in einer Klasse in einer anderen sehr wohl genügen kann. Oder, um es in den Worten der 2003 von Ex-Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) installierten "Zukunftskommission" zu sagen: "Vergleicht man national die in den jeweiligen Schulen/Klassen vergebenen Leistungsbeurteilungen (Noten), so ist der Zusammenhang zwischen den tatsächlichen Leistungsniveaus und den Noten eher gering." Das von Bildungsforscher Günter Haider geleitete Gremium empfahl daher im Abschlussbericht 2005: "Neuregelung/Objektivierung der Leistungsbeurteilung".

Nun, ein Jahrzehnt und einen Schulversuch für alternative Leistungsbeurteilung mit rund 2800 Anträgen später, will Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) damit in der Volksschule anfangen und den Schulen freistellen, auf Noten zu verzichten und auf andere Lernstandsrückmeldungen zu setzen. Im Regierungsprogramm steht dazu auf Seite 41: "Schulautonom können bis einschließlich der 3. Schulstufe alternative Leistungsbeschreibungen festgelegt werden."

"Gut so", findet Zukunftskommissionschef Günter Haider. "Ziffernnoten selbst sind nicht besonders aussagekräftig", sagt er im STANDARD-Gespräch: "Lernstandsprofile sind um vieles brauchbarer. Im Prinzip könnte man in der ganzen Volksschule auf Noten verzichten." Und nicht nur dort.

Differenzierte, qualitative Lernstandsprofile über Kompetenzen, in denen klar nachvollziehbar ist, was ein Kind kann oder wo es Schwächen hat, seien als diagnostische Instrumente die Voraussetzung für individualisierten Unterricht. Von fünf Noten ausgehend könne man nicht differenzieren. "Jetzt sagen Noten vor allem, wie ein Schüler im Verhältnis zu den anderen Schülern steht und nicht zum Lernziel", kritisiert Haider. "Das Ziel von Beurteilung müsste mehr Objektivität im Hinblick auf das Lernziel sein und nicht im Vergleich zur Sozialgruppe in der Klasse." Es bringe wenig, zu erfahren: "Ich habe einen Vierer, ich bin schlecht, aber ich weiß nicht wo und was ich tun kann."

In Alternativschulen wird ja bereits mit alternativen Beurteilungsformen (verbal, Lerntagebuch) gearbeitet, die Schweiz und Luxemburg kommen vielerorts ohne Ziffernnoten aus. Auch für den Übergang in die Sekundarstufe 1 seien Noten nicht zwingend, sagt Haider: "Man müsste nur anfügen: ist geeignet für eine höhere Schule oder nicht." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 25.2.2014)