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Lange hatte Netflix entsprechende Vereinbarungen abgelehnt, nun zahlt der Streaming-Dienstleister an Comcast für reibungslose Durchschleusung seiner Daten.

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Nach anhaltenden Spannungen zwischen dem Videostreaming-Dienst Netflix und großen amerikanischen Providern, gibt Netflix nun offenbar klein bei. Das Unternehmen ist einen Deal mit dem Kabelbetreiber und ISP Comcast eingegangen, um seine Services wieder reibungslos anbieten zu können.

Im Vorfeld hatte es Beschweren und Berichte darüber gegeben, dass Netflix-Inhalte immer langsamer bei den Abonnenten ankommen würde. Netflix schickt seine Inhalte nicht direkt über die Comcast-Leitungen, das Routing erfolgte bislang indirekt über sogenannte Contend Delivery Networks. Ungeklärt ist, ob diese auslastungstechnisch überfordert sind, oder die ISPs tatsächlich die Hand an der Tempobremse haben. Seitens Comcast und anderer Anbieter wurde stets betont, dass man jeglichen Datenverkehr gleichwertig behandle.

Google und Co. sollen bereits seit Jahren zahlen

Die Vereinbarung, für die eine ungenannte Geldsumme geflossen ist, soll Netflix durch eine direktere Übertragung bessere Bandbreiten und in Folge den Kunden reibungsloses Streaming gewährleisten. Bis vor kurzem hatte sich das Unternehmen klar gegen eine derartige Abmachung ausgesprochen. Andere große Firmen, etwa Google, Facebook oder Microsoft, sollen schon lange für eine bevorzugte Behandlung ihres Traffics zahlen.

Gericht hob Gleichbehandlung auf

Kritiker von solchen Abkommen sehen in den USA die Netzneutralität in großer Gefahr. Die Situation wird verschärft durch ein Urteil eines Washingtoner Berufungsgerichtes. Dieses hob im Januar eine 2010 von der Federal Communications Comission erlassene Vorgabe auf, nach welcher amerikanische Internetprovider im Prinzip jeglichen legalen Traffic über die Anschlüsse der Konsumenten gleich behandeln müssen.

Dagegen geklagt hatte der Telekom-Riese Verizon, der ebenfalls im selben Zuge betonte, sich weiter an die Netzneutralität halten zu wollen. Die FCC will ihrerseits keine Berufung gegen dieses Urteil einlegen, möchte aber laut Washington Post neue Regeln für Netzneutralität erlassen. Man ist weiterhin bestrebt, alle Anbieter zu verpflichten, allen Datenverkehr gleich zu behandeln.

"Wegzoll" wird Praxis

Deals wie jene zwischen Netflix und Comcast zeigen aber auf, dass die Geschäftspraxis sich in eine andere Richtung entwickelt und insbesondere Dienste, die auf höhere Bandbreiten angewiesen sind, künftig vermehrt "Wegzoll" begleichen müssen, um den Kunden problemlose Inanspruchnahme gewährleisten zu können.

EU-Kampfabstimmung um Netzneutralität

Auch in der Europäischen Union ist die Netzneutralität aktuell alles andere als gesichert. Im Zuge der Überarbeitung der Telekommunikations-Richtlinien wird das EU-Parlament am Montagabend darüber entscheiden, ob und inwieweit Provider künftig zur Gleichbehandlung von Datenströmen verpflichtet werden. Eine Mehrheit für bestimmte Vorschläge ist aktuell nicht voraussagbar, laut Netzpolitik.org wird eine Kampfabstimmung erwartet. (gpi, derStandard.at, 24.02.2014)