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Besondere Ehre: Die Widerstandskämpferinnen Geneviève de Gaulle-Anthonioz ...

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... und Germaine Tillion bekommen einen Platz im Panthéon in Paris

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Frankreichs Präsident Hollande besuchte am Freitag die Kapelle von Mont Valerien in Suresnes. Er gedachte der Kämpfer der Résistance.

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"Den großen Männern", lautet die Überschrift auf dem Panthéon, ist "das Vaterland dankbar". Und den Frauen? Unter 71 Persönlichkeiten namens Voltaire, Rousseau oder Zola, die in dem Kuppelmausoleum oberhalb des Quartier Latin begraben sind, befinden sich nur zwei Frauen - und eine von ihnen nur als Gattin eines illustren Chemikers. Für ihre eigenen Verdienste wurde einzig die Physiknobelpreisträgerin Marie Curie "panthéonisiert".

Das soll sich nun ändern. Staatspräsident François Hollande hat am Freitag bekanntgegeben, dass die sterblichen Überreste von vier Widerstandskämpfern des Zweiten Weltkriegs ins Panthéon überführt werden, darunter zwei Frauen. Es handelt sich zum einen um Germaine Tillion, die Juden rettete und eine Widerstandsgruppe gründete. 1942 wurde sie verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert; 2008 starb sie in Frankreich im Alter von 100 Jahren.

Résistance-Kämpferin

Die andere Frau ist Geneviève de Gaulle-Anthonioz, eine der ersten Résistance-Kämpferinnen. Die Nichte des späteren Staatschefs Charles de Gaulle überlebte wie Tillion die Deportation nach Ravensbrück und schuf nach dem Krieg die bekannte Sozialorganisation Agir Tous pour la Dignité Quart Monde; sie machte sich auch als Feministin einen Namen.

Die weiteren Nominierten sind Pierre Brossolette und Jean Zay, zwei Linkspolitiker, die ihr Leben 1944 im Kampf gegen die Nazibesatzung ließen. Ihre Namen sind einer breiten Öffentlichkeit kaum noch bekannt; in Historikerkreisen war Brossolette zudem umstritten, war er doch ein interner Rivale des bekannteren Widerstandskämpfers Jean Moulin - der bereits im Panthéon liegt.

Frauen untervertreten

Hollande wählte die vier Namen auf Empfehlung einer Kommission. Der Tradition zufolge steht die Auswahl allein dem Präsidenten zu. Hollande hatte schon 2012 durchblicken lassen, dass die Frauen im Panthéon untervertreten seien. Seither suchte die Nation nach geeigneten Namen.

Favoritin war Olympe de Gouges, eine der ersten Frauenrechtlerinnen überhaupt, die für ihre Überzeugungen 1793 mit dem Leben durch die Guillotine zahlte. Häufig genannt wurden auch ihre Glaubensgenossin Simone de Beauvoir sowie Josephine Baker, eine schwarze Variété-Tänzerin der 1920er-Jahre und spätere Anti-Rassismus-Aktivistin.

Hollande verzichtete auf diese "politischeren" Optionen, er gedenkt lieber der konsensuellen Résistance. Als Sozialist versucht er wohl auch den Eindruck zu korrigieren, der Widerstand sei allein das Werk von Gaullisten und Kommunisten gewesen.

Die eher vorsichtige Wahl Hollandes könnte auch damit zu tun haben, dass sein Vorgänger Nicolas Sarkozy mit seinem Vorschlag, Albert Camus ins Panthéon zu bringen, 2009 Pech hatte: Die Nachkommen des Literaturnobelpreisträgers weigerten sich, die sterbliche Hülle aus dem idyllischen Dorffriedhof in Lourmarin (Südfrankreich) zu überführen und sagten, ihr freiheitsbewusster Vater hätte sich im Pariser Heldenmausoleum unwohl gefühlt.

Auch zwei der "größten" Männer der französischen Geschichte ruhen übrigens nicht im Panthéon: Charles de Gaulle ist in seinem Dorf Colombey-les-Deux-Églises begraben, Napoleon im Invalidendom. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 24.2.2014)