Krasnaja Poljana - Die österreichischen Biathleten haben zum Abschluss ihrer Bewerbe bei den Olympischen Winterspielen Bronze im 4 mal 7,5-km-Staffelbewerb geholt. Christoph Sumann, Daniel Mesotitsch, Simon Eder und Dominik Landertinger sicherten sich am Samstag in Krasnaja Poljana vier Jahre nach Silber erneut eine Medaille.
Beim dritten Medaillengewinn des ÖOC-Aufgebots am Samstag hatte das Quartett, das ohne Strafrunde blieb, aber am Schießstand sieben Mal nachladen musste, 29,8 Sekunden Rückstand auf Sieger Russland (0+8). Silber ging mit 3,5 Sekunden Rückstand an Deutschland (0+2). Favorit und Titelverteidiger Norwegen landete nur an vierter Stelle, nachdem Schlussläufer Emil Hegle Svendsen im letzten Schießen gepatzt hatte. Für Österreich war es die zweite Biathlon-Medaille bei den Winterspielen nach Silber von Landertinger im Sprint.
"Es war brutal spannend, denn es haben ja fünf Nationen bis zuletzt um Gold gekämpft. Außerdem bin ich beim Zuschauen zehnmal so nervös", meinte der 37-jährige Mesotitsch nach dem Gewinn seiner zweiten Olympia-Medaille. "Es ist so schwer, hier bei Olympia aufs Podest zu kommen, das macht uns unglaublich stolz. Ich bin froh, dass ich so von der Olympischen Bühne abtreten kann. Ich hatte bei allen drei Einzelrennen wirklich Probleme am Schießstand und heute hat es endlich funktioniert."
Lange Vieles offen
Das Rennen war in der Tat äußerst dramatisch verlaufen. ÖSV-Startläufer Sumann übergab noch mit 23,3 Sekunden Rückstand auf Leader Norwegen nach seinem Part (1 Nachlader) als Fünfter an Mesotitsch. Dieser war beim Liegendschießen gut in Fahrt, doch ausgerechnet beim letzten Schuss musste er dann doch noch zweimal Nachladen. "Das war ein blöder Fehler. Die ersten vier waren perfekt, ich hatte einen super Rhythmus, dann war ich wahrscheinlich in Gedanken schon weg. Blöd, dass ich zwei Nachlader gebraucht habe", ärgerte sich Mesotitsch noch nach seinem Lauf.
Der Kärntner kam als Sechster zum zweiten Wechsel mit 27,1 Sekunden Rückstand auf die weiterhin führenden Norweger, die zu dem Zeitpunkt 20 Sekunden vor Deutschland in die dritte Runde gingen. Schnellschütze Simon Eder, der am Sonntag seinen 31. Geburtstag feiert, brachte nach einem flotten und fehlerfreien liegend Schießen Österreich erstmals in der Zwischenwertung in die Medaillenränge. Er musste allerdings bei seinem zweiten Schießen zweimal Nachladen, so übergab er nur als Fünfter (+18,6 auf Leader Norwegen) an Dominik Landertinger.
Björndalen geht leicht die Luft aus
Superstar Ole Einar Björndalen hatte in seiner Runde im Finish aber den Vorsprung verloren, der Deutsche Arnd Peiffer übergab nur noch mit zwei Sekunden Rückstand auf Norwegen an Schlussläufer Simon Schempp. Nach dem Liegend-Schießen in der letzten Schleife gewann das Rennen an Dramatik, denn die Top vier mussten allesamt Nachladen und so bildete sich bis zu km 25,9 ein Führungsquartett innerhalb von nur 1,8 Sekunden.
Finaler Nachlader von Landertinger
Dann passierte Emil Hegle Svendsen das Unerwartete im insgesamt achten Schießen des Bewerbs: Dreimal Nachladen war nicht genug, der Massenstart-Olympiasieger musste sogar auf eine Strafrunde - die anderen drei Nationen nützten diesen Lapsus eiskalt aus. Schempp und der Russe Anton Schipulin kamen ohne Nachlader durch, Landertinger schoss einmal daneben. Dieses Trio ließ sich die Medaillen nicht mehr nehmen. Schipulin und Schempp gingen mit großem Vorsprung auf Österreich ins Finish, doch das ÖSV-Quartett jubelte nach Silber in Vancouver 2010 auch vier Jahre später über Edelmetall. Schipulin sicherte souverän das erste russische Gold in den Biathlon-Bewerben.
Der 38-jährige Sumann durfte sich zum insgesamt dritten Mal über Edelmetall freuen. "Ich habe mich richtig gut gefühlt auf der Loipe, das Hinunterziehen an die Küste hat etwas gebracht, die Bedingungen sind mir auch entgegengekommen, die Loipe war knackig", meinte der Steirer. Er selbst konnte sich nichts vorwerfen. "Das Rennen war von Beginn an sehr schnell, auf dem höchsten Punkt war ich etwas angeschlagen und habe einige Meter verloren." Er kann das Kapitel Olympia nach zweimal Silber 2010 nun mit neuerlichem Edelmetall erfolgreich abschließen. (APA/red - 22.2. 2014)
ERGEBNIS Biathlon, 4 x 7,5-km-Staffel Herren:
1. Russland (Alexej Wolkow/Jewgenij Ustjugow/Dmitrij Malyschko/Anton Schipulin) 1:12:15,9 Stunden (0 Strafrunden + 8 mal Nachladen) - 2. Deutschland (Erik Lesser/Daniel Böhm/Arnd Peiffer/Simon Schempp) 3,5 Sekunden zurück (0+2) - 3. Österreich (Christoph Sumann/Daniel Mesotitsch/Simon Eder/Daniel Landertinger) 29,8 (0+7) - 4. Norwegen (Tarjei Bö/Johannes Thingnes Bö/Ole Einar Björndalen/Emil Hegle Svendsen) 54,4 (1+5) - 5. Italien 59,6 (0+11) - 6. Slowenien 1:27,2 (0+5) - 7. Kanada 1:30,3 (1+10) - 8. Frankreich 1:30,5 (0+7) - 9. Ukraine 2:05,2 (0+7) - 10. Schweden 2:16,1 (0+5)