Mit einem freundlichen Lächeln quittierte Yuna Kim die Wertung. Eben hatte die großartige Eiskunstläuferin aus Südkorea wieder einmal mit einer hinreißenden Kür verzückt. 144,19 Punkte reichten aber nicht zum zweiten Olympia-Gold nach 2010. Zuvor hatte Adelina Sotnikowa 149,95 Zähler erhalten. Sie rannte durch die Katakomben, herzte ihre Trainerin. Das Publikum war außer sich. Erstmals hatte Russland, die große Eiskunstlauf-Nation, eine Olympiasiegerin. "Adelina hat das Unmögliche möglich gemacht", schrieb die Rossiiskaja Gazeta.
Nicht die 17-jährige Sotnikowa, sondern die erst 15-jährige Europameisterin Julia Lipnizkaja war es, auf der die großen Erwartungen der Russen lasteten. Aber Lipnizkaja patzte bereits im Kurzprogramm, während Sotnikowa mit Platz zwei die Basis für eine Medaille legte. Vierjährig begann die Moskauerin mit dem Eiskunstlauf. Schon früh machte sie auf sich aufmerksam. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie 2009 russische Meisterin. Bei ihrem bisher einzigen WM-Auftritt, im Vorjahr in London/Kanada, belegte die zweifache Vizeeuropameisterin nur Rang neun. Der Olympiasieg kam also ziemlich überraschend. Zwar war die Leistung, vor allem in technischer Hinsicht in der Tat überzeugend, am Sieg wurde dennoch Kritik laut.
"Man hat schon einen Heimvorteil erwartet, aber nicht so ein Fehlurteil" , schrieb die koreanische Zeitung Joongang Ilbo. Und die zweifache Olympionikin Katarina Witt sagte in der ARD: "Ich bin ein bisschen sauer. Ich verstehe es nicht."
Sotnikowa verstand auch vieles nicht mehr. Um 18 Punkte hatte sie ihre Saisonbestleistung übertroffen. "Ich habe nicht geglaubt, dass ich so gut laufen kann. Ich habe Russland ein Geschenk gemacht." Die Nation dankte es ihr herzlich, während die großartige Yuna Kim (23) ihr Karriereende bekräftigte. Auf einen eventuellen Heimvorteil in vier Jahren in Pyeongchang verzichtet sie. "Ich bin froh, dass es vorüber ist. Ich möchte mich nur noch ausruhen." (rie - DER STANDARD, 22.2. 2014)