Erstmals äußerte sich auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ausführlich zu den bisherigen Ausbeute und seinen Eindrücken von den Olympischen Winterspielen in Russland. Er hob hervor, dass neun von bisher zehn Medaillen von ÖSV-Athleten gewonnen wurden, kritisierte aber sowohl Snowboarder und neue Sportarten und dass abseits des ÖSV - wie im Sommer - nicht viel zu holen ist.
"Grundsätzlich bin ich sehr glücklich mit dem gestrigen Tag, weil gestern haben wir die 300. Medaille bei Olympischen Spielen gewonnen. Ich war sehr glücklich, dass es die Kombinierer waren", gestand Schröcksnadel bei einer Pressekonferenz im Österreich-Haus in Krasnaja Poljana. "Ich bin auch sehr glücklich, dass wir nach 12 Jahren wieder eine goldene Abfahrtsmedaille gewonnen haben. Das war schon die halbe Miete."
Kritik im Förder-System
Nicht glücklich ist er darüber, dass der ÖSV neun der bisher zehn Medaillen beigesteuert hat. "Rundherum ist es im Winter genauso finster, würde ich sagen, außer bei den Rodlern, wie im Sommer. Da ist gar nicht viel anders." Die vom ÖSV querfinanzierten Sportarten seien erfolgreich. "Da kriegen wir kaum öffentliche Mittel. Und alle anderen gewinnen nichts. Da muss ich sagen, da stimmt im ganzen Fördersystem in Österreich einiges nicht", sparte Schröcksnadel nicht mit Kritik.
Er selbst sieht natürlich noch einige Chancen für Medaillen bis zum Schluss und hofft auch auf Langläufer Johannes Dürr. "Für den bleibe ich extra da, dass habe ich ihm versprochen. Auf den zähle ich, der kann sogar Gold machen. Ich hoffe, dass er in die Medaillenränge kommt."
"Eine Partie, die sehr unprofessionell ist"
Insgesamt sei er sehr froh, aber nicht ganz zufrieden, und sprach da über die neuen Sportarten, obwohl er gerade im Slopestyle großes Potenzial sieht. "Wenn man nach 50 Meter im Snowboard-Cross zehn Meter hinten ist, kann man nichts gewinnen. Das ist leider noch eine Partie, die sehr unprofessionell ist, da werden wir als Verband drauf schauen, dass da mehr Professionalität einkehrt", versprach Schröcksnadel.
Und hob auch das Abschneiden von Parallel-Läufer Benjamin Karl hervor. "Der Karl war neun Zehntel voraus und dann vergeigt er den zweiten Durchgang, also damit habe ich keine Freude."
"Entweder Gaude-Partie oder Sport"
Das Umfeld passe in manchen Bereichen nicht. "Wir werden schauen, dass die neuen Sportarten im Umfeld die Chance haben, dementsprechende Voraussetzungen zu bekommen." Und dies sei auf Nachfrage kein Versäumnis des Verbands: "Da gibt es Snowboarder, die haben drei Boards, die dürfen wir als Verband nicht einmal anrühren. So geht das nicht, da muss man dann eben auch 10 oder 20 Boards da haben, die an die Schneeverhältnisse angepasst sind. Entweder wir machen eine Gaude-Partie oder wir machen Sport."
Dass Slopestyle olympisch ist, macht den Tiroler happy. "Das ist eine junge Sportart. Die bringt die Jungen in den Skisport und es ist ganz wichtig, dass uns die auch im Winter erhalten bleiben, auch touristisch gesehen. Auf Personalveränderungen allgemein befragt: "Die größte Enttäuschung waren für mich die neuen Sportarten. Da waren Riesen-Chancen, dass man da zwei Medaillen macht. Da gehe ich zu einer Athletin gestern und habe mir die Kante angeschaut - die Kante habe ich nachgerichtet. So kannst nicht fahren, das ist unmöglich. Wenn wir als ÖSV diese Sportart weiter betreuen wollen, was wir auch wollen, dann muss dort Professionalität einkehren, die jetzt nicht da ist."
"Halfpipe ist für mich eine rückläufige Sportart"
Ausnehmen will Schröcksnadel die Halfpipe. "Da tun wir nichts, da engagieren wir uns nicht. Weil wir die Athleten nicht dazu haben." Sämtlich in Österreich gebaute Halfpipes, so Schröcksnadel, seien leer. "Im Slopestyle haben wir großes Interesse - Halfpipe ist für mich eine rückläufige Sportart. Die machen dann zweifache Saltos mit dreifachen Schrauben, das kann keiner mehr. Der Sport killt sich selbst, in dem Moment, in dem er zu kompliziert wird", glaubt der ÖSV-Präsident.
Eine Diskussion über mangelnde Sportstätten für die Nicht-ÖSV-Sportarten will Schröcksnadel derzeit nicht führen - sondern empfiehlt den Sportlern mehr Beweglichkeit. "Wenn ich Sportler bin, dann muss ich mich halt auch bewegen. Wir gehen auch nach Südamerika trainieren, weil wir im Sommer keinen Schnee haben."
Auf den Einwurf, dass so mancher Sportler es sich wohl kaum leisten könne, eigenfinanziert nach Südamerika zu fahren, entgegnete Schröcksnadel. "Ich muss eine Eigeninitiative entwickeln, Leistung zeigen, dann kann ich etwas fordern. Die Langläufer haben sich entwickelt in einer Zeit, wo wir das Geld sogar reduziert haben. Das Geld allein ist es nicht, es ist auch die Begeisterung. Zu viel Geld macht auch oft müde und satt." (APA, 21.2.2014)