Langsam wird es ernst in Sachen Neuer Matura: Als letzte der beiden "Pionierschulen", die diese schon heuer anbieten, muss am Stiftsgymnasium St. Paul/Lavanttal (Kärnten) am Freitag die vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) abgegeben werden. Und auch für alle AHS-Maturanten des Schuljahrs 2014/15 rückt ein Termin näher: Bis Ende März müssen sie das Thema ihrer VWA dem Landesschulrat vorlegen.

Die neue Reifeprüfung gliedert sich in drei Teile: Neben der vorwissenschaftlichen Arbeit sind dies die schriftliche Matura, bei der die Fragen zentral vorgegeben werden (Zentralmatura) und die mündliche Matura. Verpflichtender Start ist für die AHS 2015, für die berufsbildenden höheren Schulen (BHS) 2016. Auf freiwilliger Basis können Schulen aber schon jetzt teilweise oder komplett die neue Matura anbieten. Für die Komplett-Variante haben sich nur zwei Schulen entschieden: Neben dem Stiftsgymnasium noch die Liese Prokop Privatschule für Hochleistungssportler (Oberstufenrealgymnasium) in Maria Enzersdorf (NÖ), wobei es im letzteren aber aufgrund der Ausrichtung auf Leistungssportler zahlreiche Sonderregeln gibt.

Ersatz der Fachbereichsarbeit

Die für alle Maturanten verpflichtende VWA ersetzt die bisher auf freiwilliger Basis mögliche Fachbereichsarbeit. Sie soll die Schüler auf das wissenschaftliche Arbeiten an den Hochschulen vorbereiten und 40.000 bis 60.000 Zeichen umfassen, ist keinem bestimmten Fach zugeordnet und wird von einem frei wählbaren Lehrer der Schule betreut. Nach dem Schreiben der Arbeit muss diese außerdem vom Schüler vor der Prüfungskommission präsentiert und diskutiert werden. Diese Präsentation dauert zehn bis 15 Minuten und findet an einem eigenen vom Landesschulrat festgelegten Termin statt.

In St. Paul ist Direktor Pater Thomas Petutschnig optimistisch, dass alle 28 Schüler "ihre" VWA am Freitag abgeben. Die Themenpalette ist dabei bunt und reicht von "Der sozioökonomische Wandel Nairobis" über "Silvesterfeuerwerke und ihre Auswirkungen auf die Umwelt" bis zum "Great Pacific Garbage Patch", so Petutschnig zur APA. Drei der 28 Arbeiten sind auf Englisch verfasst, je eine auf Italienisch und Französisch.

"Spürbar mehr Arbeit"

Nach Ansicht des Direktors ist die VWA für die Schüler der wesentlichste Unterschied zur derzeitigen Matura. "Die Tatsache, dass alle Schüler die Arbeit schreiben müssen, greift sehr in die Schule ein. Nach welchem Strickmuster die mündliche Matura abläuft, ist ja wurscht. Die war vor 50 Jahren schon im Juni und ist jetzt auch im Juni. Und ob die schriftlichen Klausuren vom Bifie (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Anm.) oder von den Lehrern vorgegeben werden, ist für die Schüler auch nicht so wichtig." Von der Fachbereichsarbeit unterscheide sich die VWA vor allem in der Zielsetzung: Die umfangreichere Fachbereichsarbeit habe die Begabtenförderung zum Ziel gehabt, die VWA diene dem Erlernen des wissenschaftlichen Arbeitens und ähnle einer Proseminararbeit.

Die VWA habe etwa zu einer stärkeren Frequenz in der Schulbibliothek geführt. Für die betreuenden Lehrer bedeute sie "spürbar mehr Arbeit", so Petutschnig - wobei die Zahl der zu betreuenden Arbeiten mit fünf limitiert ist. Auch für die AHS-Maturanten des kommenden Schuljahrs 2014/15 rückt die neue Matura nun stärker in den Fokus: Bis Ende März muss das gemeinsam mit dem betreuenden Lehrer festgelegte Thema und ein sogenannter "Erwartungshorizont" (mit u.a. den angestrebten Methoden und einer ungefähren Gliederung der Arbeit) beim Landesschulrat zur Zustimmung vorgelegt werden. Dieser muss dann bis Ende April die Themenstellung bestätigen oder unter Setzung einer Nachfrist die Vorlage eines neuen Themas verlangen. (APA, 21.2.2014)