Den Begriff Nuklearmedizin verbinden viele Menschen mit gefährlichen Strahlungen. Diese Sorgen sind unbegründet. Zwar werden radioaktive Substanzen eingesetzt, doch sind die Strahlenbelastungen nach Angaben der European Association of Nuclear Medicine (EANM) für den Patienten so gering, dass sie den Nutzen der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Nuklearmedizin nicht in Frage stellen.

Die durchschnittliche Strahlenexposition einer nuklearmedizinischen Untersuchung entspricht der Strahlendosis, die ein Mensch im Laufe eines Jahres aus der Umgebung aufnimmt. Radioaktives Jod wird beispielsweise seit mehr als 60 Jahren in der Medizin angewandt, ohne dass in diesem langen Zeitraum unerwünschte Folgewirkungen aufgetreten sind.

Stoffwechselvorgänge

Bei Diagnose und Behandlung von Krebs- und Herzerkrankungen, neurologischen und endokrinologischen Krankheiten spielen nuklearmedizinische Verfahren heute eine tragende Rolle.

In der nuklearmedizinischen Diagnostik werden Stoffwechselvorgänge sichtbar gemacht. Dazu verabreicht man den Patienten durch Injektion in Vene oder Haut, per Tablette oder Inhalation radioaktive Arzneimittel – sogenannte Radiopharmaka. Diese reichern sich an bestimmten Stellen im Organismus an und markieren dort Stoffwechselvorgänge. Mit speziellen Untersuchungsgeräten, sogenannten Gammakameras, kann die schwache Strahlung sichtbar gemacht und in ein diagnostisches Bild, ein Szintigramm, verwandelt werden. Es zeigt die räumliche Verteilung der kranken Zellen im Körper.

Radiojodtherapie

Im Rahmen der nuklearmedizinischen Therapie werden spezielle Strahlenarten mit sehr eng begrenzter Wirkung verwendet. Die verabreichten Substanzen gelangen zu den kranken Zellen und zerstören sie durch radioaktive Strahlen. Bestes Beispiel hierfür ist die Radiojodtherapie bei Schilddrüsenpatienten.

Radiopharmaka bestehen aus einem radioaktiven Teilchen, dem Radioisotop, das in einem Transportmolekül "verpackt" ist. Dieses Transportmittel ist direkt an dem zu untersuchenden Stoffwechselvorgang beteiligt. In der Krebsdiagnostik ist dies beispielsweise Traubenzucker, weil Krebszellen einen rund zehnmal stärkeren Zuckerumsatz haben als gesunde Zellen.

Das diagnostisch oder therapeutisch wirksame Radioisotop wird also von dem Transportmolekül an den jeweiligen Bestimmungsort geschleust. Dort kann es frühe krankhafte Veränderungen bereits auf molekularer Ebene sichtbar machen oder auch weit voneinander entfernt liegende einzelne Krebszellen zerstören. (red, derStandard.at, 21.2.2014)