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Moral vor Leben: Tilo Nest und Sarah Viktoria Frick. 

Foto: APA/Soulek

Wien – Neben der Finanzmalaise heißt es am Burgtheater: weiterspielen. Und als hätte die kaufmännische Direktion bereits die Bremse gezogen, übte sich Friedrich Hebbels Maria Magdalena in der Inszenierung von Michael Thalheimer am Donnerstagabend in Zurückhaltung. Das täuscht, denn Thalheimer-Abende sehen immer so aus: großes Thema, scharf konturierte Figuren, monothematisches Bühnenbild (Olaf Altmann) und düstere Klänge von Musiker Bert Wrede.

Die Familie des Tischlermeisters Anton (Tilo Nest) zerbricht in einem vom Plafond hängenden Kerker mit Christenkreuz an der Unerbittlichkeit   patriarchaler Moralvorstellungen. Die Tochter (Sarah Viktoria Frick) ist unehelich schwanger, der Sohn (Tino Hillebrand) soll gestohlen haben.

In Thalheimers unterkühltem Konzept, in dem die Figuren nur selten aus ihrer allegorischen Starre heraustreten, überstrahlt die Mechanik dieses bürgerlichen Trauerspiels (1844) die eigentlichen Konflikte. Die Inszenierung bleibt auf Distanz, auch weil sie Mühe hat zu erklären, warum uns eine Sitte, wonach der Tod rechtschaffener sei als ein uneheliches Kind, heute noch betreffen könnte. Freundlicher Applaus. (Margarete Affenzeller /DER STANDARD, 21.2.2014)