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Jäger der verlorenen Schätze: Matt Damon als US-Kurator, der in "Monuments Men" gemeinsam mit seiner französischen Kollegin (Cate Blanchett) Raubkunst sicherstellt.

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Wien - Richtige Soldaten sehen anders aus, doch bei dieser Mission zählen ohnehin mehr Geist und Verstand. Ein rundlicher Bildhauer (John Goodman) und ein korrekter Kurator (Matt Damon); zwei weitere komische Vögel, die Bill Murray und Bob Balaban wie Bill Murray und Bob Balaban verkörpern; sowie ein galanter Franzose (Jean Dujardin) und ein trinkfreudiger Brite (Hugh Bonneville): Zusammengestellt wurde die Truppe vom Kunstarchivar George Stout (George Clooney). Kurz vor Ende des Krieges erhält sie die Aufgabe, von den Nazis geraubte Kunst und Kulturgüter sicherzustellen.

Monuments Men, bereits die fünfte Regiearbeit Clooneys, greift auf eine Idee klassischer Hollywood(kriegs)filme zurück: Ein Haufen ungleicher Typen, lautet sie, steigert sich mit der Aufgabe. Die funktionale Truppe, nachzuschlagen etwa bei Regisseur Howard Hawks. Historische Wahrheiten - die Monuments Men hat es wirklich gegeben - sind hingegen vernachlässigbar. Die Zeitgeschichte dient als Folie für tolldreistes Abenteuertum mit komischen Einschüben. Eine schöne Idee, zumindest in der Theorie, weil sich das Kino ruhig ungeniert Illusionen hingeben darf.

Clooney und sein regelmäßiger Koautor Grant Heslov gehen die Sache recht orthodox an. Auf die Einberufung der Männer folgt die Ausbildungssequenz, dann sind die Kunstexperten schon zerstreut auf dem Alten Kontinent auf Mission. Matt Damon ergeht es am besten, er wird in Paris stationiert und sammelt Informationen über den Verbleib der gestohlenen Kunst. Die härteste Nuss, die es dabei zu knacken gilt, ist eine französische Kollegin, die Cate Blanchett so spielt, wie man sich Französinnen gerne vorstellt: impulsiv, patriotisch und dennoch nie um einen Flirt verlegen.

Die restlichen Truppenmitglieder verschiebt der Film wie planlose Schachfiguren entlang der (oder mitten durch die) Frontlinien, die schon am Zerfallen sind. Da muss Michelangelos Madonna in der Liebfrauenkirche Brügges gerettet werden - eine der wenigen, richtig brenzligen Situationen. Andernorts entpuppt sich ein Scharfschütze in den Ruinen als deutscher Junge. Immer wieder wird angestrengt auf Landkarten gestarrt, auf der Suche nach dem Zwischenlager, an dem die Schätze für Hitlers geplantes Führermuseum in Linz versteckt wurden.

Die einzelnen Schauplätze und versprengten Aktionen fügen sich in Monuments Men allerdings nie zu einem überzeugenden Ganzen zusammen. Dass die klassischen Hollywood-Vorbilder auch in der Form wie aus einem Guss wirkten, darauf hat man hier irgendwie vergessen. Selbst die Komik hält sich, trotz vieler Publikumslieblinge, in Grenzen, Spannung kommt nicht einmal gegen Ende allzu viel auf, wenn die Helden kurz vor ihrem Ziel stehen.

Diese Lahmheit liegt nicht nur am Drehbuch. Sie ist auch Folge von Clooneys mangelndem Willen, die Umarmung des Unernstes und die Unterstreichung des Bigger-than-Life-Charakters der Unternehmung mit der Verve eines Quentin Tarantino durchzuziehen. Stattdessen wird dem Zuschauer mindestens fünfmal mit getragener Stimme versichert, dass diese ehrenwerte Männer mit der Rettung von Kunst auch abendländisches Erbe bewahren - Clooney, Aushängeschild des liberalen Hollywood, hat seine humanistischen Botschaften schon einmal subtiler vermittelt. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 21.2.2014)