Zürich/Mannheim - Zwei Elfriede-Jelinek-Uraufführungen werden von schweizerischen und deutschen Theatern angekündigt. Bereits am Samstag kommt im Rahmen von Tina Laniks Zürcher Inszenierung von Über Tiere ein von der Nobelpreisträgerin eigens für Zürich verfasster Text zur Uraufführung. Am 23. Mai inszeniert Nicolas Stemann zur Eröffnung des Festivals Theater der Welt in Mannheim Die Schutzbefohlenen.

Über Tiere wurde im Jahr 2007 von Ruedi Häusermann im Kasino am Schwarzenbergplatz des Burgtheaters uraufgeführt. In ihrem Stück, in das Abhörprotokolle eines Wiener Callgirl-Rings eingearbeitet wurden, setzt sich Jelinek mit Sexualität und Abhängigkeit, mit Macht und Konsum auseinander. Für das Schauspielhaus Zürich, in dessen Schiffbau-Box die Produktion gespielt wird, hat die Autorin einen Zusatztext verfasst, in dem sie laut Ankündigung anhand des "viel diskutierten 'Zürcher Strichplatzes' jegliche Ökonomisierungsstrukturen von Sexualität rhetorisch brillant an den Pranger" stelle.

Das Stück Die Schutzbefohlenen wurde von Elfriede Jelinek im Sommer des Vorjahres anlässlich der Flüchtlingsproteste in der Wiener Votivkirche geschrieben und vom Hamburger Thalia-Theater gemeinsam mit afrikanischen Flüchtlingen im September in der Hamburger St.-Pauli-Kirche als Urlesung präsentiert. Das Thalia-Theater ist nun auch Produzent der Uraufführung, die Jelinek-Experte Nicolas Stemann in Mannheim inszenieren wird.

"In ihrem Text verschränkt sie die Katastrophe, ihre Ursachen und ihre Folgen mit Motiven aus Aischylos' Tragödie Die Schutzflehenden und gibt den Geschichten der Asylsuchenden eine Stimme", so die Ankündigung. "Nicolas Stemann inszeniert den komplexen und berührenden Text Elfriede Jelineks als sprach- und bildmächtiges Oratorium, das uns in Form und Inhalt mit der Aporie der nie eingelösten Humanität Europas konfrontiert." (APA, DER STANDARD, 21.2.2014)