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Im Gedränge um die guten Positionen: der Franzose Jonas Devouassoux (li.), Patrick Koller (gelbes Trikot), Andreas Matt (grün) und der Australier Anton Grimus (rot).

Foto: REUTERS/Dominic Ebenbichler

Rosa Chutor - In den Wintersport, der lange auf seine Eleganz, sein Mondänes beharrte, schnöselhaft beinahe seinen Herkunftsstolz herumtrug, das Sanktmoritzige, ja Davos'sche, in den Wintersport also ist nun auch das Rüpelhafte eingezogen. Das hat mit den Shorttrackern begonnen (olympisch seit Albertville 1992) und mit den Snowboardcrossern seine Fortsetzung gefunden. Seit 2010 crossen auch die Skifahrer.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Rodler und Bobfahrer nicht bloß gegen die Uhr, sondern unmittelbar gegeneinander fahren. Warum, das ist leicht erklärt: Einschaltquoten. Und die sind auch recht leicht erklärt: geile Sache halt.

Am Donnerstag ließ man es diesbezüglich tuschen im Extreme Park zu Rosa Chutor. Jean-Frédéric Chapuis, Arnaud Bovolenta und Jonathan Midol sorgten für einen französischen Dreifachsieg. Österreichs Andreas Matt, der Bruder des alpinen Mario und Silberner in Vancouver, ließ sich von den Franzosen schon im Viertelfinale rempeln und wurde 14. Voilà: "Die machen zu, das ist eine ganz klare Sache. Ist für mich scheiße, aber das ist eben so."

Links, rechts, hinter dir

So wie der Zielsprung, den einige nicht standen. Und so kamen zahlreiche einherstürzende Crosser spektakulär aufs Zielfoto. "Du bist natürlich auch ein bisschen abgelenkt, weil du links und rechts und hinter dir einen hast", beschreibt Matts Teamkollege und Sotschi-27. Thomas Zangler nicht nur die Fährnisse dieses letzten Sprungs. Denn das mit dem links und rechts und hinter dir - das eben ist der Sinn der Sache. Dass den viele nicht goutieren, ist nicht zu leugnen. Dem - Wie sagt man das jetzt genderpenibel? - Mann-gegen-Mann allerdings besondere Gefährlichkeit bescheinigen zu wollen, ist allerdings Unsinn.

Frau gegen Frau

Der fatale Trainingssturz der 23-jährigen Russin Maria Komissarowa - ja, sicher, Frau-gegen-Frau. Aber das klingt halt eine Spur zu gewollt, nicht so selbstverständlich nach Ellbogen - hätte jeder Alpinen genauso passieren können im schlichten Kampf gegen den Berg. Die Frauen rempeln übrigens am Freitag bergab. Die drei Österreicherinnen - Katrin Ofner, Andrea Limbacher, Christina Staudinger - zählen eher nicht zu den Favoritinnen. Aber zumindest werden sie in ihren Läufen ein möglichst nerviges Hindernis sein, oder jedenfalls sein wollen.

Thomas Zangler drückt das so aus: "Wenn sich vier Leute auf einem Quadratmeter aufhalten, ist oft ein Haxen oder ein Ski zu viel. Da muss einer den kürzeren ziehen, oder zwei." Die englischen Gentlemen, die sich in St. Moritz einst auf dem Skeleton bergab warfen, hatten sowas mit Sicherheit nicht im Sinn.

Sowas war nämlich dem Sommer vorbehalten. Rugby gilt bis heute als die Fußballvariante der Gentry, die halt doch auch zeigen will, dass ihr Ursprung nicht beim Fünfuhrtee liegt, sondern im Raufhandel, dem Schwertkampf, dem Lanzenritt. Mit einem Wort, der Handgemeinheit. (APA, wei, DER STANDARD, 21.2.1014)

Final-Ergebnisse Freestyle, Ski Cross, Herren vom Donnerstag:

1. Jean Frederic Chapuis (FRA) - 2. Arnaud Bovolenta (FRA) - 3. Jonathan Midol (FRA) - 4. Brady Leman (CAN) - 5. Jegor Korotkow (RUS) - 6. Filip Flisar (SLO) - 7. Armin Niederer (Schweiz) - 8. Florian Eigler (GER) - 9. Victor Öhling Norberg (SWE) - 10. Jonas Devouassoux (FRA). Weiter: 14. Andreas Matt (AUT) - 20. Christoph Wahrstötter (AUT) - 24. Patrick Koller (AUT) - 27. Thomas Zangerl (AUT).