Schluss. Aus. Genug gejammert. Lassen wir es bleiben, es bringt ja nichts. Vielleicht müssen wir auch gar nicht 19 Milliarden Euro für das Hypo-Alpe-Adria-Desaster bezahlen. Vielleicht sind es ja nur 13. Wer weiß das schon mit Sicherheit? Niemand. Also warum sollen es ausgerechnet der Bundeskanzler oder der Finanzminister wissen? Und was macht man, wenn man nichts weiß? Man hält den Mund. Am besten, man gerät erst gar nicht in Versuchung, was zu sagen.

Außerdem, was sollen sie uns schon groß erzählen? Dass Konkursverschleppung im wirklichen Leben ein Delikt ist, während es in der Politik Wahltaktik ist? Oder soll uns Josef Pröll schildern, was passiert wäre, wenn er die Pleite-Bank nicht verstaatlicht hätte, unter besonderer Berücksichtigung möglicher Konsequenzen für seinen aktuellen Arbeitgeber Raiffeisen? Und möchten wir wirklich von Heinz-Christian Strache hören, dass er sich seit Beginn seiner Karriere nur deshalb mit einer Kärntner Verbrecherbande solidarisiert hat, weil er dadurch die Steuerzahler beschützen wollte?

Nein, das hilft uns jetzt nicht weiter. Wir brauchen endlich wieder einen positiven Denkansatz. Auch wenn es im Moment schwerfällt, müssen wir uns fragen: Können wir aus diesem politischen und wirtschaftlichen Jahrhundertdebakel etwas lernen? Und wenn ja, von wem?

Eine Antwort darauf wird möglicherweise ab heute vor dem Landesgericht in Klagenfurt gegeben, wo der Strafprozess um Millionendeals mit den sogenannten Hypo-Vorzugsaktien fortgesetzt wird. Unter anderem geht es dabei um den Verdacht auf Insidergeschäfte, von denen eine illustre Gruppe von Investoren völlig risikofrei auf Kosten der Bank profitiert haben soll.

Zwei ehemalige Direktoren haben bereits Geständnisse abgelegt, aber das soll uns nicht den Blick aufs Wesentliche verstellen: Bei den Anlegern handelt es sich um Personen, die etwas geschafft haben, das unsereins mit staunendem Neid erfüllt, nämlich für die Hypo Alpe Adria nicht zu blechen, sondern von ihr kräftig zu kassieren. Und das auch noch mit Gewinngarantie!

Angesichts der allgemeinen Lamento-Stimmung scheint es hoch an der Zeit, wenigstens ein paar dieser Gegentrendsetter der heimischen Finanzwirtschaft zu würdigen: Veit Sorger zum Beispiel, ehemaliger Präsident der Industriellenvereinigung, Helmut Maucher, Ex-Chef von Nestlé, die Milliardärswitwe Ingrid Flick, die Piëch-Vermögensverwaltung oder die von der Wirtschaftspolizei mittlerweile Karl-Heinz Grasser zugeordnete Ferint AG.

Lauter mutige Kleinsparer also, die ihre Notgroschen dafür verwendeten, um aufzuzeigen, dass man auch mit einer zuweilen unglücklich agierenden Bank höchst profitable Geschäfte machen kann. Dass dem Gros der Steuerzahler dieser Weitblick damals vorenthalten blieb, lag wohl nur an der Bescheidenheit Tilo Berlins, dem Kopf der Investorengruppe und späteren Hypo-Vorstandsvorsitzenden. Es ist sein Verdienst, dass es auch in diesen schwierigen Tagen noch Menschen gibt, die sich nicht ohnmächtiger Verbitterung hingeben, wenn von der Hypo Alpe Adria die Rede ist. Ein Tipp für alle, die sich persönlich bei ihm bedanken wollen: Auf berlin-co.com findet man die Kontaktdaten. (Florian Scheuba, DER STANDARD, 20.2.2014)