Oft fragt man sich ja, warum die Leute in gewissen Situationen auch noch breit grinsen. Man muss da nach soziokulturellen Wurzeln suchen. Der Asiate benutzt gern das Verlegenheitslachen, das er besonders dröhnend dann anstimmt, wenn sein (westliches) Gegenüber einen (nach asiatischen Maßstäben) besonderen Fauxpas begangen hat. Dieses Lachen soll das Fremdschämen camouflieren.

Warum Verteidigungsminister Gerald Klug auch breit lächelte, als er erklärte, der Bundeskanzler werde künftig seine Erklärungen nach dem Ministerrat "situationselastisch" abgeben, ist noch unerforscht. Die konkrete Situation - Werner Faymann drückt sich um die Beantwortung von Fragen zum größten Finanzskandal der Republik - ist ja eigentlich nicht zum Lachen.

Aber vielleicht hat sich Klug gefreut, dass er jetzt (gemeinsam mit Außenminister Sebastian Kurz) als Ersatzspieler nach dem Ministerrat vor die Journalisten treten darf? Das hätte etwas Masochistisches an sich.

Möglicherweise ist es aber so, dass Klug einfach stolz auf seine Wortschöpfung "situationselastisch" ist. Eine neue Sprachschöpfung, die sich würdig in die Reihe militärischer Euphemismen wie "Frontbegradigung" oder "Kollateralschaden" stellt. "Situationselastisch" heißt in dem Kontext: "Wir trauen uns nur heraus, wenn's net zu gefährlich ist." Fragt sich nur, wie situationselastisch die Stimmung des Publikums ist. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 20.2.2014)