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Tonya Harding hat mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen.

Foto: AP/ Mark Humphrey

Es war eine der denkwürdigsten an denkwürdigen Geschichten reichen olympischen Historie. Im Jänner 1994 wurde die US-Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan im Training für die Meisterschaften in Detroit von einem Unbekannten mit einer Eisenstange attackiert und am Knie verletzt. "Why me? Why me?" - die Schreie der damals 24-Jährigen hallen durch die Breaking News.

Tage später wird der Attentäter gefasst. Er ist der Ehemann von Tonya Harding (23), der größten Rivalin Kerrigans, bei der WM 1991 in München vor dieser Zweite. Harding wird für Olympia in Lillehammer gesperrt, erwirkt aber unter Hinweis auf die Unschuldsvermutung per einstweiliger Verfügung das Startrecht für Norwegen.

Das erste gemeinsame Training der US-Läuferinnen in einer kleinen Eishalle in Hamar wird zum medialen Weltereignis. Kerrigan, Tochter aus gutem neuenglischen Haus, wird zur Eisprinzessin geadelt, Harding, aus Portland, Oregon, und prekären Verhältnissen stammend, als Eishexe gebrandmarkt. Die Konkurrenz gerät zu einer Nervenschlacht, aus der die Ukrainerin Oksana Bajul als Olympiasiegerin hervorgeht, Kerrigan holt Silber, Harding wird nur Achte.

Im Spitzensport spielen beide nach Lillehammer keine Rolle mehr. Das Scheinwerferlicht bleibt aber auf Harding gerichtet, der die Anstiftung zum Attentat auf Kerrigan nie nachgewiesen werden kann. Allerdings wird sie wegen Behinderung der Ermittlungen verurteilt, muss Sozialdienst leisten und eine Geldstrafe zahlen.

Harding, deren Ehe scheitert und die immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt gerät, tingelt als Boxerin, Catcherin und Eishockeyspielerin. 2011 wird sie Mutter eines Sohnes. Harding hat Kerrigan, inzwischen dreifache Mutter, nie wieder getroffen. Sie soll aber telefonisch mehrmals um Verzeihung gebeten haben. "Jetzt kümmert mich das nicht mehr", sagt Harding heute, 20 Jahre nach den denkwürdigen Tagen von Lillehammer. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 20.2.2014)