Eine, die sich nicht unterwerfen will: Pauline Étienne in der Diderot-Adaption "Die Nonne".

Foto: Polyfilm

Als Jacques Rivette 1966 seine Verfilmung von Denis Diderots La Religieuse, "Die Nonne", auf dem Festival Cannes präsentierte, wurde die Arbeit zum Skandalon. Mehr als 45 Jahre später scheint Religionskritik wie diese kaum mehr jemanden zu erregen: Guillaume Nicloux' Neuverfilmung wurde vor einem Jahr in Berlin wie ein Kostümfilm hingenommen, der von vergangenen Zeiten erzählt.

Das liegt wohl auch am allzu akademischen Zugriff aufs Material. Suzanne Simonin (Pauline Étienne) wird gegen ihren Willen ins Kloster geschickt. Nicloux zeichnet sie als moderne Heldin, die sich nicht brechen lässt - weder durch Disziplin noch durch manipulative Gefühlspolitik, wie sie Isabelle Huppert als ungewöhnlich besetzte, lesbische Oberin betreibt.

Dass Nicloux auch räudiger zu inszenieren vermag, bewies er gerade auf der Berlinale mit L'enlèvement de Michel Houellebecq: Da wird der Starschriftsteller entführt und beklagt sich bitter, als man ihm nur Diderots Klassiker zu lesen gibt. (kam, DER STANDARD, 20.2.2014)