Unweit vom Karl-Marx-Hof im 19. Wiener Gemeindebezirk betreibt Familie Frank eine Gastwirtschaft und seit Dezember 2013 auch eine 400 Quadratmeter kleine Eislaufbahn. Weil es weitaus ökonomischer und pflegeleichter ist, entschied sich die Wirtin Anni Frank allerdings für Plastikplatten und ist damit die erste in Wien, die Eislaufen ohne Eis und das auch im Sommer möglich macht.

Die Eiskunstläuferin Christina Grill prüft für derStandard.at das Plastik. Als Vizestaatsmeisterin stürzt sie eher selten und fürchtet daher kaum das kühle und feuchte Eis. Ihr kommt es besonders auf die Gleitfähigkeit und Griffigkeit des Materials an.

Wie fühlt sich Plastik unter den Kufen einer Eiskunstläuferin an? Ein Test mit Christina Grill.

Kein Schwung für Sprünge

Anfangs kommt sie auf den synthetischen, selbstschmierenden Kunsteisplatten nur schwer in Fahrt und keucht bereits nach einigen Runden. Nach ein paar Minuten wagt sie Pirouetten und andere Figuren, bei denen sie nicht den Bodenkontakt aufgeben muss. Für Sprünge bekommt Christina allerdings nicht das nötige Tempo und so ist der Salchow der Höhepunkt der Plastikkür. Ein weiterer Nachteil, der sich erst beim nächsten Eislaufen bemerkbar macht: Christinas Schlittschuhe müssen geschliffen werden.

Kaum Kinderfreizeit im 19. Bezirk

Die "Happy Skate"-Anlage soll allerdings vielmehr für die Kinder aus Döbling und nicht für professionelle Eisläufer sein. Frank ist im 19. Bezirk groß geworden und erinnert sich an das städtische Kinderschwimmbad, das bis vor einigen Jahren das Grätzel lebendig hielt und nun zugeschüttet unter der Eislaufbahn liegt. "Ich bin hier sozusagen die Nahversorgerin", sagt Frank und spielt auf das fehlende Freizeitangebot der Stadt für Kinder an, das sie mit privater Nachhilfe, Schnitzkursen und Eislaufen zu verbessern versucht.

Für Döblinger Kinder

Heute können Kinder hier für zwei Euro Eislaufen. Weil die Kufen nicht so leicht wie über Eis gleiten, müssen sich die Kinder zum Fortbewegen auch mehr anstrengen. "Die Kleinen sind nach ein oder zwei Stunden müde und die Eltern froh", wirbt Frank.

"Kinder machen im Kopf keinen Unterschied zwischen Eis und Plastik", deshalb würde ihnen das Laufen auf Kunststoff zu Beginn auch leichter fallen. Auch hätten Anfänger ziemlich bald das Gefühl sie können Eislaufen und wenn sie mal fallen, gibts keinen nassen Po.

Im Sommer schmilzt die Bahn nicht weg

Weitere Vorteile liegen im Energieverbrauch und den Anschaffungskosten. Eine herkömmliche Kunsteisbahn benötigt täglich 3500 bis 4000 kWh Strom zum Kühlen (entspricht dem Jahresverbrauch eines 2-3 Personenhaushalts).

Gerade bei derzeitigen Frühlingstemperaturen sind die Einsparungen enorm. Obwohl auf der Anlage im Sommer nichts wegschmelzen kann, muss "Happy Skate" im Juli und August schließen. Dann werden die Plastikplatten mit Planen abgedeckt, denn sie halten länger, wenn sie weniger UV-Licht ausgesetzt sind. (Maria von Usslar, derStandard.at, 27.2.2014)