Theodore Sharp Ligety sprach im Kaukasus gleich einmal eine Drohung gelassen aus: "Ich werde ganz sicher in Pyeong Chang fahren." Das hat zwei gute Gründe, und zwischen diesen liegen zwölf Jahre. Im März 2006 gewann Ligety, nachdem er drei Wochen zuvor in Turin überraschend Olympiasieger in der Superkombi geworden war, im südkoreanischen Pyeong Chang sein erstes Weltcuprennen, einen Riesenslalom, dem er bis dato 19 Siege in dieser Übung folgen ließ. Und in Pyeong Chang finden die Winterspiele 2018 statt.
Der Olympiasieg des 29-jährigen US-Amerikaners aus Utah in Sotschi überraschte weniger, er ist der Souverän in dieser Disziplin, nahm sich die WM-Titel 2011 in Garmisch und 2013 in Schladming, wo er sich noch dazu die Goldenen im Super-G und in der Kombi gönnte. "Heute war ich sehr aufgeregt", sagte Ligety. "Es ist nicht leicht, der Favorit zu sein. Und es ist nicht so leicht für mich, wie es für manche aussieht." Für Ligety machte sich bezahlt, dank einer Zusammenarbeit des US-Verbands mit dem russischen auf der Piste in Rosa Chutor viel geübt zu haben. Dass die Russen im Gegenzug in Colorado trainieren durften und sie sich gemeinsam in Neuseeland vergnügten, ist noch nicht ganz aufgegangen.
Ligety vergaß auch nicht, Marcel Hirscher aufzubauen, dem dasselbe passierte wie bei den Spielen 2010 in Vancouver, nämlich ein vierter Platz: "Er ist ein Champion. Und er hat noch eine Chance. Dann ist er der Favorit." Und zwar am Samstag im Slalom, in dem Hirscher als Weltmeister amtiert. "Ich fühle mich beschissen", teilte Hirscher am Mittwoch mit, und sein Grant fiel größer aus als weiland in Vancouver, wo er sich auch noch über einen fünften Platz im Slalom ärgern hatte müssen. Der Grant ist insofern verständlich, als der Salzburger heuer zwei von sechs Riesenslaloms gewann und nie schlechter als Dritter war. "Es kann nicht immer gehen. Aber es ist das blödeste Rennen, um nicht auf dem Stockerl zu enden. Aber irgendeiner muss der erste Verlierer sein."
Es geht weiter
Hirscher betonte, nicht sudern zu wollen, aber er wies darauf hin, dass es nirgendwo im Weltcup so flach sei wir hier. "Und auf so einem Hang kann ich halt nicht mehr. Die Fahrt war zwar nicht lupenrein, aber okay." Der zweifache Gesamtweltcupsieger fand dann auch, "dass es wahrscheinlich gescheiter ist, auszufallen statt Vierter zu werden. Noch dazu zum zweiten Mal." Immerhin wird er nun die "Ski nicht ins Eck stellen. Es geht weiter."
Wesentlich fröhlicher als der Vierte waren der Fünfte, der Tscheche Ondrej Bank, und der Sechste, der Kärntner Matthias Mayer. "Ich kann da heute mit einem Lächeln rausgehen. Auch wenn es keine Medaille geworden ist, aber die hab ich mir ja gar nicht erwartet", sagte Mayer, der hier vor knapp zwei Wochen Olympiasieger in der Abfahrt geworden war. Und er versichert glaubhaft: "Ich habe zwei coole Wochen gehabt, ich kann frei in die Zukunft schauen."
Mayer, der bis gestern im Riesenslalom nichts Großes abgeliefert hatte, brauchte und erhielt vom Internationalen Skiverband eine Ausnahmegenehmigung, um überhaupt teilnehmen zu dürfen. Die Konkurrenz erwog und verwarf einen Protest.
Benjamin Raich, der Doppelolympiasieger 2006 (Riesenslalom und Slalom), war über Platz sieben nicht allzu traurig. "Es war keine schlechte Leistung, aber leider hat es nicht gereicht." Zum österreichischen Team sagt er: "Schlecht waren wir nicht. Aber zu wenig gut waren wir auch." Zu Ligety fällt ihm ein: "Der fährt im ersten ziemlich mit Gas, aber auf den kniffligen Passagen nimmt er etwas Tempo raus. Das kann man halt, wen man so überlegen ist. Und im zweiten gibt er dort Gas, wo er sich ganz sicher ist. Auf gewissen Passagen fährt er dann auf Sicherheit, und das reicht immer noch leicht."
Marcel Hirscher über die Riesenslalomkunst des Ted Ligety: "Er ist so überlegen. Der fährt ja im zweiten Durchgang auf einen Kaffee runter." (Benno Zelsacher aus Rosa Chutor, DER STANDARD, 20.2.2014)