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Nicht der SPÖ-Klub müsse sie "gernhaben", sondern ihre Basis im Bezirk.

Foto: apa/fohringer

Klubzwang und Koalitionsräson ließ Daniela Holzinger am Montag hinter sich, als sie als einzige Abgeordnete einer Koalitionspartei im Parlament für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses stimmte. Die 26-jährige Sozialdemokratin unterstützte den Antrag der Grünen, der die Aufklärung des Hypodebakels seit 2000 fordert.

Vor ihrem Einzug in den Nationalrat 2013 war die Oberösterreicherin das, was man ein politisch unbeschriebenes Blatt nennt. Nicht karriereversprechende Netzwerke im Herzen der Bundespartei waren es, die Holzinger in das Parlament hievten - sie kommt "von der Basis".

Als Gemeinderätin von Gampern wurde sie vor der Nationalratswahl in 50 Ortsparteien vorstellig. Ihr Ziel: Ein wählbarer Listenplatz in ihrem Wahlkreis. Bei einer Kampfabstimmung setzte sie sich im Bezirk Vöcklabruck gegen zwei Konkurrentinnen durch und warb mit ihrem selbstverfassten Grundsatzprogramm "sozial - demokratisch - visionär" um Stimmen. 35-Stunden-Woche, 1500 Euro Mindestlohn, Millionärssteuer und Anhebung der Mindestsicherung sind einige ihre Forderungen. Mehr als 4500 Hausbesuche, erzählt Holzinger, habe sie im Wahlkampf absolviert. Am Wahltag hatte sie mehr als 5000 Vorzugsstimmen. Ihr Lebensgefährte - er ist unter anderem SPÖ-Fraktionschef in Gampern - berät Holzinger in Strategiefragen und erledigt ehrenamtlich die Pressearbeit für sie. Nach der Matura an der Handelsakademie zog sie mit ihm nach Salzburg, um Politikwissenschaft zu studieren. In der gemeinsamen Bachelorarbeit analysierten die zwei Gemeindepolitiker die Gründe für die steten Wahlverluste der ehemaligen Großparteien SPÖ und ÖVP.

Politisch sozialisiert wurde Holzinger von klein auf im "roten Elternhaus". Ausschlaggebend für ihr politisches Engagement war letztendlich aber ein Fragebogen an die Bürger ihrer Gemeinde, in dem gefragt wurde, was man gerne anders haben möchte und ob man an den eigenen Verbesserungsvorschlägen mitarbeiten wolle: "Das war für mich der Wendepunkt."

Politische Vorbilder hat Holzinger nicht. Aber Menschen, die ihr Leben riskiert haben, um Grundrechte für Arbeitnehmer zu erkämpfen, faszinieren die junge SPÖ-Abweichlerin. Dass sie so wie die auch aus Oberösterreich stammende Exabgeordnete Sonja Ablinger ihren Sitz im Nationalrat gefährdet, wenn sie gegen die Partei stimmt, sieht sie gelassen: Nicht der SPÖ-Klub müsse sie "gernhaben", sondern ihre Basis im Bezirk. (Katrin Burgstaller, DER STANDARD, 19.2.2014)