Bonn - Die deutschen Konsumenten haben nach Ermittlungen des deutschen Bundeskartellamts jahrelang zu viel für Zucker gezahlt. Die Wettbewerbsbehörde verhängte wegen verbotener Preisabsprachen Strafen von rund 280 Millionen Euro gegen die drei größten Zuckerhersteller.

Kartellamtspräsident Andreas Mundt warf den Unternehmen Südzucker, Nordzucker und Pfeifer & Langen (Diamant-Zucker) am Dienstag vor, über viele Jahre hinweg Gebiets-, Quoten- und Preisabsprachen getroffen zu haben. Ziel sei es gewesen, möglichst hohe Zuckerpreise zu erzielen.

Auf die Spur des Kartells waren die Wettbewerbswächter nach eigenen Angaben im Jahr 2009 eher zufällig gestoßen, als sie ein Fusionsvorhaben in der Branche prüften. "Die Zuckerhersteller haben ein "Gebietskartell" gegründet und sich über viele Jahre darüber abgesprochen, sich beim Vertrieb von Zucker in Deutschland im Wesentlichen auf ihr angestammtes Gebiet zu beschränken", erklärte Mundt. Zuckermengen seien eher ins Ausland exportiert worden, als dass sie an Kunden im Gebiet der Wettbewerber abgesetzt worden seien.

Preissteigerungen

Teils sei es durch die Absprachen nach Aussagen von Industriekunden zu erheblichen Preissteigerungen und sogar zu Versorgungsengpässen gekommen, berichtete das Kartellamt. Keine belastbaren Hinweise fand die Behörde nach eigenen Angaben für die Darstellung der Unternehmen, dass Vertreter staatlicher Stellen an den Absprachen auf dem stark regulierten Zuckermarkt mitgewirkt hätten.

Laut Bundeskartellamt wurde mit allen Firmen eine einvernehmliche Beendigung des Verfahrens erzielt. Die höchste Einzelstrafe erhielt die Südzucker AG aus Mannheim. Nach eigenen Angaben muss das Unternehmen eine Geldstrafe von 195,5 Millionen Euro zahlen. Man habe den Bescheid akzeptiert, um das seit fast fünf Jahren anhängige Verfahren zu beenden und so Rechts- und Planungssicherheit zu erhalten, teilte das im MDax notierte Unternehmen mit.

Die Braunschweiger Nordzucker AG kam wegen ihrer umfassenden Kooperation nach Angaben des Kartellamts in den Genuss eines weitreichenden Bußgelderlasses. Nach eigenen Angaben akzeptierte das Unternehmen ein Bußgeld in einstelliger Millionenhöhe. Die genaue Höhe wollte eine Konzernsprecherin auf Nachfrage aber nicht nennen. Es habe Konsequenzen aus den Untersuchungen des Kartellamts gegeben, erklärte sie: "Wir haben wesentliche Geschäftsprozesse neu aufgesetzt, und es gab personelle Veränderungen an Schlüsselstellen."

Auch Pfeifer & Langen bestätigte eine Einigung mit dem Kartellamt, schwieg jedoch zur Höhe des Bußgeldes. Man habe mit der Zustimmung die erheblichen Belastungen vermeiden wollen, die mit einem mehrjährigen Gerichtsverfahren für den Geschäftsbetrieb verbunden gewesen wären, hieß es bei den Kölnern. Bußgelder verhängte das Kartellamt auch gegen sieben persönlich Verantwortliche in den betroffenen Unternehmen. (APA, 18.2.2014)