Die 200 ausgestellten Asia-Exponate werden nicht mit Samthandschuhen angegriffen. Es geht grob und unmittelbar zu.

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"Zu Holz hat jeder einen Bezug." Künstler Tadashi Kawamata bei seiner Arbeit im Mak.

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Wien - Die beiden chinesischen Fo-Löwen aus der Ming-Dynastie (1368- 1644) blicken zum Holzverschlag hoch, schauen dabei aber nicht einmal halb so irritiert drein wie so mancher Ausstellungsbesucher. "Na ja, wenn die meinen, dass es adäquat ist, alte Keramik auf diese Weise zu präsentieren", hört man einen sichtlich erschütterten Herren sagen. Wenige Minuten später dann das Feedback einer Dame: "Schon sehr speziell, das Ganze hier ..."

Die Ausstellung Asien. China - Japan - Korea, die die letzten 20 Jahre im Kellergeschoß des Mak untergebracht war, ist nun seit gestern, Dienstag, im Erdgeschoß zu bewundern, Tageslicht inklusive. Rund 200 Exponate der insgesamt 25.000 Stücke umfassenden Sammlung haben es in die auf den ersten Blick unfertig und provisorisch wirkenden Vitrinen geschafft. Das Konzept dafür lieferte der in Paris lebende japanische Künstler Tadashi Kawamata. Sein Markenzeichen ist das Arbeiten mit rohem, unbehandeltem Holz. Nachdem er bereits den Schlosshof von Versailles, den Madison Square Park in New York und so manche Hausfassade zwischen Kassel und Toronto mit Holzlatten umhüllt hat, sind nun Lackarbeiten, Schnitte und Keramik aus Fernost an der Reihe.

"Gerade bei einem Thema wie Asien pflegen wir oft ein distanziertes Verhältnis", meint Mak-Direktor Christoph Thun-Hohenstein. "Daher hatten wir die Idee, mit der neuen Ausstellungsgestaltung einen Künstler zu beauftragen, der diese Berührungsangst zu den uns weniger bekannten Dingen etwas reduziert." Das von Kawamata gewählte Werkzeug, um diese Mission zu erfüllen, lautet: Baustellenholz, weiße Dispersion und schwarzer, handelsüblicher Edding-Stift.

"Holz ist ein wunderbares Material. Es ist sehr leicht, es kostet nicht viel, man kann es überall auf der Welt bekommen, und fast jeder ist imstande, damit umzugehen", erklärt Kawamata, der an der Universität Tokio eigentlich Malerei studiert hatte, zu diesem Medium, wie er meint, aber niemals den richtigen Zugang gefunden habe. "Und da jedes Kind einen Nagel einschlagen kann, ist uns dieses Material sehr vertraut."

Achtung: Schiefer!

In den vier langen, sich durch den Raum schlängelnden Vitrinen - Kawamata spricht von "befreundeten Drachen" - sind vor allem Figuren, Statuetten, Buddhas und jede Menge Schalen und Vasen zu sehen. Einige der zerbrechlichen Exponate datieren mehr als 1300 Jahre zurück. Auf eine koreanische Schale aus dem 16. Jahrhundert, die in Japan mit Schwarzlack restauriert wurde, ist Kurator Johannes Wieninger, dem der Impuls für das ungewöhnliche Ausstellungsprojekt zu verdanken ist, besonders stolz: "Nichts ist kaputt, alles kann geflickt werden. Bleib einfach cool! So ist auch die neue Rauminstallation im Erdgeschoß zu verstehen."

Für insgesamt fünf Schaustücke, die aufgrund ihrer korrodierten Oberfläche "nicht in die Vitrinen gepasst hätten" (O-Ton Kawamata), schlug der Künstler einfach riesige Löcher ins Mak-Gemäuer. Hie und da findet er sogar zu seinen vernachlässigten akademischen Wurzeln zurück und rückt dem Holz und Glas mit Farbe zu Leibe. Und weil nichts so sein soll, wie es in einem Museum klischeebedingt zu sein hat, forderte Kawamata die Mitarbeiterinnen des Mak auf, die Wände und Schaukästen mit Lackstiften zu beschriften. Perfekt ausgedruckte und aufkaschierte Exponatsschilder? Vergeblich. Oder, wie Kawamata sagt: "Da wird man einen Perspektivwechsel vornehmen müssen."

Diesen hat das Mak unter Thun-Hohenstein ein weiteres Mal vollzogen. Der Kunst mit Kunst zu begegnen - dazu braucht es, wie im konkreten Fall, nicht nur 100.000 Euro, sondern auch Mut und Weitsicht. Letzteres wird nun auch dem Publikum abverlangt. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 19.2.2014)