Durchgängige Karriereperspektiven und prestigereiche Fachkollegen erhöhen die Chancen deutlich, dass sich ein junger Wissenschafter für einen Job an einer Universität entscheidet. Das zeigte eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) über Beweggründe für Arbeitsplatzentscheidungen von Forschern. Ein höheres Gehalt spielt zwar auch eine Rolle, ist aber vergleichsweise weniger wichtig.

Wissenschafter sind sehr mobil, auch international. Vor allem die prestigereichen Forschungsuniversitäten in den USA ziehen weltweit Forscher an. Um die bestimmenden Faktoren für die Arbeitsplatzwahl von Wissenschaftern zu ermitteln, haben die beiden Wifo-Forscher Jürgen Janger und Klaus Nowotny (auch Uni Salzburg) in einer weltweiten Umfrage mehr als 10.000 Personen je drei fiktive Arbeitsplätze zur Wahl vorgelegt. Dabei wurde zwischen Jobs für Forscher am Beginn der Karriere und solchen für Wissenschafter am Höhepunkt ihrer Karriere ("Full-Professor") unterschieden.

Es zeigte sich, dass Jungforscher vor allem Arbeitsplätze attraktiv finden, die eine durchgängige Karriereperspektive versprechen. Eine solche Aussicht, die dem Tenure-Track-Modell in den USA entspricht, verdoppelt die Chancen (plus 115 Prozent), sich für diesen Arbeitsplatz zu entscheiden. Weitere wichtige Entscheidungsgründe bei den Jungforschern sind die Qualität der Fachkollegenschaft (erhöht die Chancen um 82 Prozent), hohe Forschungsautonomie (plus 76 Prozent) und die hohe Verfügbarkeit von Drittmittel (plus 32 Prozent). Ein um 10.000 Euro höheres Jahresgehalt schlägt sich mit einem Chancenplus von 42 Prozent nieder, zusätzliche 1.000 Euro pro Jahr locken dagegen praktisch niemand.

Eine bessere Lebensqualität als am gegenwärtigen Wohnsitz hat fast keine Auswirkungen (plus 13 Prozent bei Jungforschern, 12 Prozent bei Professoren) auf die Arbeitsplatzwahl, sie darf aber nicht schlechter werden (dies würde die Chancen auf die Entscheidung für den Job um 51 Prozent bei Jungforschern und um 60 Prozent bei Full-Professors verringern).

Für etablierte Wissenschafter ist ebenso der Kontakt zu renommierten Fachkollegen (plus 62 Prozent) und die hohe Verfügbarkeit von Projektmitteln (plus 37 Prozent) wichtig. Auch wenn ein Bewerber die Forschung seines Vorgängers großteils fortsetzen muss, verringert dies die Chancen, dass er sich für diese Professur entscheidet. Dies würde gegen rein thematische Berufungen und Lehrstuhlnachbesetzungen sprechen, schreiben die Studienautoren.

Für Janger und Nowotny haben US-Forschungsunis "einen dreifachen Vorteil, der kurzfristig nur schwer zu kompensieren ist: attraktive Gehälter, gute Arbeitsbedingungen in Form von hoher Forschungsautonomie und durchgängigen Karriereperspektiven sowie prestigereiche Fachkollegen". Vor allem der zuletzt genannte Faktor erschwere den Versuch Europas, zur Grundlagenforschungsqualität der USA aufzuschließen, "weil gute Wissenschafter gute Wissenschafter anziehen". Zudem würden viele europäische Universitätssysteme jungen Wissenschaftern anders als in den USA relativ wenig Forschungsautonomie und Arbeitsplätze ohne durchgängige Karriereperspektive anbieten.

Um Österreich fit für den internationalen Wettbewerb um Talente zu machen, empfehlen die Wifo-Forscher, einer "höheren Zahl junger Wissenschafter unbefristete und durchgängige Karrieren bis zum Full Professor anzubieten". Derzeit müssen Uni-Professoren gesondert berufen werden, während etwa in den USA schon Assistenzprofessoren die Aussicht auf den Aufstieg zum Full-Professor haben. Auch ein Ausbau der kompetitiven Förderung, etwa mehr Mittel für den Wissenschaftsfonds FWF, wäre nach Ansicht der Autoren zur Erlangung internationaler Attraktivität wichtig. (APA, 18.02.2014)