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Seit dem Ende der Taliban-Herrschaft hat sich in Afghanistan nicht viel verändert.
Foto: APA/EPA/Anja Niedringhaus
Masuda Dschalal heißt die Frau, die in Afghanistan Geschichte schreiben will. Schon im Vorjahr war die Kinderärztin aufgefallen, weil sie als erste Frau die Führung Afghanistans für sich beansprucht hat. Bei den nächsten und ersten freien Wahlen des Landes möchte Dschalal den derzeit als Übergangspräsidenten amtierenden Hamid Karsai erneut herausfordern.

Im Juni vergangenen Jahres war die Loya Jirga, die große Ratsversammlung, zusammengekommen, um nach 23 Jahren Krieg und Bürgerkrieg einen Übergangspräsidenten für das ausgeblutete Land zu wählen. Dabei gab Dschalal ihre Kandidatur für die Führung des zuvor von radikal-islamischen Taliban beherrschten Staat bekannt. Und ihr Erfolg war relativ groß: fast elf Prozent der Abgeordneten stimmten für sie.

Unveränderte Zustände nach den Talibans

Für das Volk habe sich seither nichts verbessert, kritisiert die 40-Jährige. Weder der Wiederaufbau des Landes noch die Entwaffnung der Milizen gehe voran. Die gestützte Karsai-Regierung gefährde den Friedensprozess, werde von Kriegsherren beherrscht und sei korrupt. "Sie sitzen in ihren Büros und warten auf Spender", kritisiert Dschalal die Regierungsmitglieder. "Aber was ist mit den Hilfsgeldern passiert?" Karsai solle dem afghanischen Volk und der internationalen Gemeinschaft "über die Verwendung jedes einzelnen Dollars" Rechenschaft ablegen, fordert sie.

Wegen ihres Engangements inhaftiert

Dschalal leitet wie schon unter der Taliban-Herrschaft Frauenprojekte im Welternährungsprogramm der UNO. Damals sei sie wegen ihres Engagements eingesperrt worden, sagt die Mutter dreier Kinder - und fügt mit Blick auf ihre Kandidatur hinzu: "Ich nehme mein Recht als Bürgerin und Mensch wahr". Und: "Ich werde mein Bestes versuchen, unser Land von der internationalen Gemeinschaft ökonomisch unabhängig zu machen". Mit unabhängigen Investoren müsste das gehen. Aber dafür müsse die Sicherheit im Lande gewährleistet sein. Wenn sie Präsidentin wäre, würden die Milizen entwaffnet, die Kriegsherren entmachtet und Kriegsverbrecher dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert werden. (red)