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Missy Elliott, die erste und bislang einzige Labelbetreiberin.
Foto: Archiv
HipHop hat viele Gesichter, und nur wenige sind im Mainstream bekannt. Wer das Genre, das sich des musikalischen Instrumenatriums eines Konglomerates aus Reggae, afrikanischer Musik, Gospel, Soul, Jazz, Funk und DJ-ing bedient und von den Lebensrealitäten schwarzer BürgerInnen in den USA gespeist wird, verrappt (eine der ursprünglichen Bedeutungen des Wortes ist "verraten") hat, liegt auf der Hand: die einflussreichen Akteure in der Musikindustrie, die entscheiden, welche Richtung, welcher Inhalt, welche Performance, welcher Artist, welche Künstlerin wann - oder eben nie - produziert wird. Und somit in den meisten Fällen auch groß rauskommt.

Was die "true school" in den 70ern durch Kool DJ Herc oder Africa Bambaataa, der den Hiphop zum Politikum machte, war, wurde in den 80ern modifiziert - ausschließlich von männlichen Protagonisten: "Old school" und damit das erste Hiphop-Label "Def Jam". Und mit ihm die ersten weißen Jungs, die Beastie Boys, was ob der jüdischen Herkunft der drei bemerkenswert war (Antisemitismus ist eine Grundkomponente des Nation of Islam, mit der etliche Rapper Kontakt pfleg/t/en). Weitere wichtige Namen tauchen hier erstmals auf: Run DMC, LL Cool J und Public Enemy. Wenige Frauen schafften es ab Ende der 80er, mal ein Wörtchen mitzureden.

Frauen im HipHop

Wie Missy Elliott, die nicht nur musikalisch erste Sahne ist, sondern auch mit der Wahrnehmung von Frauen im Genre bricht. Verbal und optisch. Vor ihr waren es Schreiberinnen, Rapperinnen, MCs, Breakerinnen oder DJs im männerdominierten Biz, das über Frauen kein gutes Wort verlor: Queen Latifah etwa, oder Roxanne Shante, Monie Love, MC Lyte oder BWP (Bitches With Problems), oder auch Salt 'n Peppa oder TLC. Diese Frauen sind abgelöst worden von einer Lil' Kim oder Foxy Brown, die mit stereotypen Vorstellungen von Männern nicht brechen, sich im Gegenteil anstrengen, sie zu repräsentieren. Was zur Zeit Beyonce Knowles (Destiny's Child) im Duett mit Jay-Z auch sehr gut macht. Aber es gibt auch Bahamadia oder Rah Digga. Oder Eryka Badu und Lauryn Hill. Aber vorrangig finden die Lil' Kims mehr Beachtung bei den Verantwortlichen - und somit auch bei den EndabnehmerInnen, was ein Bild vollendet, das es einen einseitigen Blick auf das Genre leicht macht. Aber Missy hat den Anfang gemacht: Von der MC in der Crew "Sista" machte sie sich einen Namen als Schreiberin (unter anderem auch für Aaliyah, deren zweiter Todestag sich am 25. August jährt) und Interpretin und schließlich als Produzentin. Sie ist die erste und (zur Zeit) einzige Frau, die ein Label betreibt (GoldMine), und sie holt auch Musikerinnen wie Lil' Mo an Bord. (bto)