Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/ Bernd Weißbrod
Paris - Angesichts von landesweit 3.000 Hitzetoten und überfüllten Krankenhäusern hat die französische Regierung einen Notfallplan in Kraft gesetzt. Die Kliniken im Großraum Paris können nun Personal zwangsverpflichten und ihre Kapazitäten auf die Behandlung der Hitzeopfer konzentrieren. Gesundheitsminister Jean-Francois Mattei sprach am Donnerstag von einer "regelrechten Epidemie".

Fast 2.000 Opfer allein im Großraum Paris

Sein Ministerium erklärte, seit gut einer Woche seien in ganz Frankreich schätzungsweise 3.000 Menschen direkt oder indirekt an der Hitze gestorben. Die Zeitung "Le Parisien" sprach von fast 2.000 Opfern allein im Großraum Paris in Ile-de-France. Die Krise sei mit der Situation in Chicago 1995 zu vergleichen, als es in drei Tagen 700 Tote gegeben habe, sagte Mattei dem staatlichen Rundfunk.

Auch Opfer von Badeunfällen in der Statistik

Er wies darauf hin, dass auch Opfer von Badeunfällen in die Mortalitätsstatistik eingingen. Zudem steige die Lebenserwartung, und "die alten Menschen sind natürlich die am meisten gefährdeten". Dennoch gab der Minister zu: "Das Ausmaß der Zahlen kann überraschen." Mattei wies die Kritik von Ärzten zurück, die Regierung habe den Plan zu spät in Kraft gesetzt, der normalerweise bei Katastrophen mit vielen Verletzten wie Attentaten oder schweren Unfällen ausgelöst wird.

Notfallsplan

Bereits vor einer Woche seien in den Pariser Krankenhäusern die ersten Maßnahmen für die Aufnahme der Hitzeopfer getroffen worden. Ärzteverbände forderten am Donnerstag eine Ausdehnung des Notfallsplan auf andere Regionen Frankreichs, etwa auf den Süden, wo die Hitzewelle andauerte. In Paris hilft mittlerweile das Rote Kreuz bei der Versorgung der Kranken, Militärkliniken versorgen Zivilisten.

Leichenhallen sind seit Tagen überfüllt

Die Leichenhallen im Großraum Paris sind seit Tagen überfüllt, das landesweit größte Bestattungsunternehmen hat mit dem Errichten von Kühlzelten in den Vororten begonnen, wie Medien berichteten. Einige gerichtsmedizinische Institute stellten ihre Plätze zur Verfügung. Leichen liegen mehr als zwei Tage in den Wohnungen, bis sie abgeholt werden, wie der Sprecher der Polizeigewerkschaft SO, Mohammed Douhane, im Radio France-Info berichtete.

Begräbnisse am laufenden Band

Ein Pariser Bestattungsunternehmer sagte der Zeitung "Liberation", man sei derart überfordert, dass die Beerdigungen kaum noch in der gebotenen Würde ablaufen könnten. Bis zur Bestattung könnten bis zu sechs Tage vergehen.

Derweil konnten die Pariser am Donnerstag zum ersten Mal seit fast zwei Wochen wieder durchatmen. Die Höchsttemperaturen sollten nur noch 30 Grad erreichen und am Wochenende noch etwas weiter zurückgehen. Für nächste Woche schlossen die Meteorologen eine Rückkehr der Hitze aber nicht aus. (APA/AP)