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Foto: APA/dpa/Roland Weihrauch
London - Acetylsalicylsäure (ASS), auch bekannt als Wirkstoff des Aspirin, könnte eine neue Wunderwaffe gegen verschiedene Tumore werden. Davon zeigen sich Wissenschaftler des Institute of Cancer Research in London überzeugt, berichtet BBC-Online. Die Forscher haben eine Studie in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature veröffentlicht.

In der Studie der Wissenschaftler wurden Patienten, die an der seltenen Erkrankung namens Turban-Tumor-Syndrom (Cylindromatosis) litten, untersucht. Diese Krebserkrankung verursacht große pilzartige Auswüchse, die aus dem Kopf und anderen behaarten Stellen am Körper wachsen. Obwohl die Tumore gutartig sind, können sie zu verheerenden Verunstaltungen führen und danach zu lebensgefährlichen Tumoren werden. Nach Angaben der Forscher ist die Entstehung des Syndroms genetisch bedingt. "Der Körper dieser Patienten reagiert nicht auf Entzündungshemmungen, die zu einer Verhinderung der Gewebeveränderung beitragen würde", so Alan Alsworth vom Institute of Cancer Research. "Ein Schlüsselmolekül namens NF-kappaB, das für die Ausbreitung der Wucherungen sorgt, kann bei diesen Patienten offensichtlich nicht unter Kontrolle gehalten werden", führt der Experte aus. Dieses Molekül spiele aber auch bei anderen Krebserkrankungen wie einigen Brustkrebsarten eine zentrale Rolle. Die Forscher gehen davon aus, dass das Molekül wie ein Brennstoff für das Wachstum der Krebszellen wirke. Genau dort haben die Wissenschaftler den Wirkstoff Aspirin untersucht.

Klinische Versuche

Erste klinische Versuche sind bereits im Laufen, erklärte Alsworth. "Es ist wichtig die theoretischen Überlegungen so schnell wie möglich an Patienten auszuprobieren", so der Experte. Den Krebspatienten wird der Wirkstoff ASS allerdings in Form eines Gels verabreicht. Die Forscher wollen vor allem bei Patienten, bei denen sich die Krankheit noch im Anfangsstadium befindet, die Therapie anwenden. "Wir wissen, dass Entzündungen eine Schlüsselrolle bei manchen Krebserkrankungen spielen, daher werden auch einfache Entzündungshemmer als Therapeutika untersucht", so der Experte. Das könnte Aspirin auch in der Krebstherapie zu einem neuen Favoriten werden lassen.

Ähnliche Ergebnisse gibt es immer wieder. Eine Studie des Cancer Centers der University of Minnesota zeigte zum Beispiel, dass die Gabe von Aspirin zwei Mal pro Woche das Leukämie-Risiko für erwachsene Frauen um über 50 Prozent senkt. Obwohl Aspirin grundsätzlich ein sicheres Medikament ist, kann es bei einigen Personen Nebenwirkungen hervorrufen. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich. Grundsätzlich wird deshalb geraten, vor dem Beginn einer Aspirin-Kur den behandelnden Arzt aufzusuchen.

1828 extrahierte J. A. Buchner aus der Weidenrinde eine gelbliche, kristalline Masse, die er Salicin nannte. Zehn Jahre später veränderte ein Chemiker die Substanz zu Salicylsäure, 1874 begann die industrielle Herstellung. Die Kosten für das Medikament waren nur ein Zehntel im Vergleich zu dem aufwendig aus der Weidenrinde gewonnenen Produkt. (pte/red)