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Schon bei den Winterspielen 2010 in Vancouver fielen Norwegens Curler mit ihren bunten Hosen auf. In Sotschi haben sie sogar vier verschiedene Outfits dabei

Foto: AP/Maye-E

Sotschi/Wien - "Haaaard!", schreit Thomas Ulsrud aus dem Haus. Seine Mitarbeiter leisten ihm Folge, wischen, so fest es geht. Ulsrud ist der Kapitän des norwegischen Curling-Teams in Sotschi. Als solcher hat er das Kommando im Haus (dem Zielkreis). Neben ihren Leistungen fallen die Norweger dort mit ihren bunten Hosen auf. Dabei hätten sie es nicht nötig, auf solche Marketingmaßnahmen zurückzugreifen. Curling findet in Skandinavien, wie auch in Kanada oder der Schweiz, auch so entsprechende Aufmerksamkeit.

Österreichs Curling-Verband hat sich auch was einfallen lassen. Auf seiner Webseite findet sich das "Team Austria Warm up Video". Die Teamspielerinnen geben dabei Aerobic-Schritte auf Eis zum Besten. Mit der Aufmerksamkeit für Curling ist es in Österreich nicht so gut bestellt. Und die Leistungen sind noch nicht olympiareif. "Viel, ganz viel", antwortet Saskia Krügl auf die Frage, wie viel Rot-Weiß-Rot auf eine Olympia-Teilnahme fehle. Krügl ist Generalsekretärin des österreichischen Curling-Verbandes.

Weißes Blatt

Curling, das seit 1998 unter fünf Ringen gespielt wird, ist die einzige olympische Wintersportart, in der noch nie österreichische Aktive mitgewirkt haben. "Natürlich peilen wir eine Teilnahme 2018 an", sagt Verbandspräsident Marcus Schmitt. Die Damen seien im Moment näher an der Weltspitze dran als die Herren. Allerdings ist mit dem Männer-Nachwuchsteam aus Kitzbühel, Österreich heuer erstmals bei einer Junioren-WM vertreten.

Kitzbühel ist die Curling-Hauptstadt Österreichs. Dort findet sich die einzige einschlägige Halle. Steine geschoben werden zwar auch in Traun oder Wien, allerdings lediglich auf "normalem" Eis. "Mit dem Hockey-Eis haben wir keine Chance", sagt Schmitt. Zudem könne man Hallen laut Krügl häufig erst zu späten Tageszeiten benutzen. Ausgewichen wird deshalb auch nach Bratislava. Pläne für eine Halle in Wien oder Traun gebe es schon. Die liegen aber auf Eis. Es scheitert am lieben Geld. "Es ist sehr schwierig, finanzielle Mittel für Curling zu lukrieren", sagt Krügl. Schmitt will sich nicht beklagen. "Wir bekommen Förderungen und sind in der Lage, den Betrieb aufrechtzuerhalten." Fünf Vereine und 200 aktive Spieler gibt es in Österreich. In Kanada sind es rund zwei Millionen. Die Nordamerikaner sind auch Gold-Anwärter in Sotschi. Marcus Schmitt tippt diesmal aber auf die schwedischen Teams. Und die Norweger? Hatten zumindest die auffälligsten Hosen. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 18.02.2014)