Es ist schon eine fast ungewöhnliche Allianz, die sich in Paris bildet. Mit dem Einstieg des chinesischen Partners Dongfeng bei PSA-Citroën geben die Franzosen auch ein Stück Nationalstolz ab. Der Leidensdruck in der zweitgrößten Volkswirtschaft der EU ist offenbar groß genug, dass man sich Tabus nicht mehr leisten kann.

Da war man in den vergangenen Jahren ganz andere Töne der einstigen Grande Nation gewöhnt. Interessenten wie Siemens für Alstom oder Pepsico und Nestlé für Danone scheiterten, bevor die Verhandlungen überhaupt ernsthaft geführt wurden. Nicolas Sarkozy und seine Vorgänger zogen vorsorglich eine Maginot-Linie um ihre Champions nationaux. Die Folgen liegen auf der Hand. Neben Defiziten bei der Wettbewerbsfähigkeit macht der französischen Großindustrie die mangelnde Internationalität zu schaffen.

Die hängt nicht nur von der Präsenz auf den verschiedenen Auslandsmärkten ab, sondern wird auch durch die Abschottung vor fremden Mächten beeinträchtigt. Dass sich mit Dongfeng jetzt ausgerechnet China den Peugeot-Löwen krallt, macht doppelten Sinn. Welcher herkömmliche strategische Investor würde viel Geld in einen westeuropäischen Kleinwagenhersteller stecken? Und wer brächte neben Kapital auch noch einen gewaltigen Absatzmarkt mit im Gepäck? Nicht, dass Dongfeng alle Probleme von PSA lösen könnte, aber die Öffnung des Konzerns und der Nation sind ermutigende Anzeichen eines Kurswechsels. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 18.2.2014)