"Jazz ist nur ein Teil des Ganzen": J.Hollenbeck.

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Wien - Manchmal haben auch Details Aussagekraft. Auf der neuen CD September seines "Claudia Quintet" hat John Hollenbeck vermerkt, dass die Stücke u. a. an den Geburtstagen der Komponisten György Ligeti und Iannis Xenakis eingespielt wurden. Darauf angesprochen, schmunzelt Hollenbeck: "Das war einfach eine etwas unterhaltsamere Art, die Aufnahmetermine anzugeben. Aber es stimmt schon, ich schätze diese Komponisten. Vor allem György Ligetis Musik, weil er sich nie auf einen fixen Stil festlegte, er ging durch viele kompositorische Phasen."

John Hollenbeck erzählt damit natürlich auch Wesentliches über sich selbst. Gilt der 45-jährige New Yorker Schlagzeuger doch als einflussoffener Anti-Purist, der auch Brian Eno, Steve Reich, Duke Ellington und Gil Evans zu seinen Favoriten zählt. Und sich mit der Musik für das 1997 gegründete "Claudia Quintet", dessen Output sich aus Minimal Music, Avant-Rock, seriellen Strukturen, balinesischer Gamelan-Musik und Cool-Jazz speist, zu einem der bedeutendsten Jazzkomponisten der Gegenwart emporgeschrieben hat.

Das Quintett ist indessen nur das bekannteste von Hollenbecks Ensembles: Seit einer Dekade betreibt der Musiker zudem eine Formation, die er bewusst weder "Bigband" noch Jazzorchester" nennt, sondern neutral "Large Ensemble". "Ich sehe die Band als eine Art Bläser-Ensemble. Ich wollte mich nicht zu sehr auf Jazz beziehen, sondern die Musik offener gestalten. Jazz ist nur ein Teil des Ganzen", so Hollenbeck.

Wie etwa auf der 2009 erschienenen CD Eternal Interlude nachzuhören, bedeutet das konkret ein Abgehen vom Denken in Instrumentengruppen oder "Sections". Die Klangfarben mischen sich auf immer neue Weise, ebenso die stilistischen Einflüsse. Wie in der klassischen Symphonik spielt das Orchester die Hauptrolle, nur dann und wann erinnert eine Soloimprovisation daran, dass sich die Offenheit, mit der hier verschiedenste Klänge verknüpft werden, aus dem Jazz speist. Heute stellt sich das "John Hollenbeck Large Ensemble" erstmals in Österreich vor. Empfehlung! (Andreas Felber, DER STANDARD, 18.2.2014)