Der Seat Leon ST von seiner besten Seite, also von hinten.

Foto: der standard/cremer

Übersichtliche Armaturen, solides 5-Gang-Schaltgetriebe.

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Auch von vorne vermag der ST mit dezenter Sportlichkeit zu reüssieren.

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grafik: der standard

Wir sind in der Klasse Golf plus ein bisschen mehr Platz. Also eindeutig in der kompakten Familienklasse, noch nicht Großfamilie, aber schon mit Anhang - ein bis eineinhalb Kinder.

Interessant ist, dass der VW-Konzern damit im eigenen Haus an der Konkurrenzschraube dreht. Im Prinzip ist der Seat Leon ST das Gleiche wie der Golf Variant oder der Skoda Octavia Combi. Nicht schöner, nicht größer, nicht praktischer, in der Anmutung vielleicht ein bisschen sportlicher, das ist die Aufgabe, die der spanischen Marke zufällt: dem Biederen des Golf und dem Solid-Praktischen des Skoda etwas gegenüberzustellen, das ein Haucherl flotter und frecher ist. Dabei aber immer noch günstig. Und praktisch sowieso, das ist die Pflichtübung in dieser Klasse.

Braver Diesel

Das Sportliche mag einem bei Leon jetzt auch nicht so unmittelbar ins Auge springen, letztendlich soll ja auch der Kombi ein gemütliches Auto sein, bei dem die Bandscheiben nicht überbeansprucht werden. Dennoch spürt man hier die Straße, nicht jeden Kieselstein, aber doch die Welle und die Kurve.

Die Motorisierung unseres Testwagens war ein braver Diesel mit 105 PS, damit kommt man im Regelfall schon durch. Von allem, was hier Sportlichkeit suggerieren soll, ist man natürlich einen guten Schritt weit entfernt. Was dabei aber wahrhaft toll ist: Bei entsprechender Fahrweise kann man auf einen wirklich niedrigen Verbrauch kommen. Die Werksangabe von 3,8 Litern ist zwar illusorisch, aber es geht schon in diese Richtung. Für ein sportliches Gefühl sorgt die Lenkung, die einigermaßen direkt ist und gerne mehr als nur einen Finger am Lenkrad verträgt.

Solides Schaltgetriebe

Mit viel Schalten kann man durchaus auch flott unterwegs sein, man muss nur den Schwung mitnehmen. Apropos Schalten: ein Fünfgang-Schaltgetriebe in unserem Testwagen. Durchaus in Ordnung. Aber eine ehrliche und aufrichtige Empfehlung: Wenn Sie einen Seat wählen (oder auch einen Skoda): Greifen Sie doch lieber zum automatischen Doppelkupplungsgetriebe mit rasch vorgeschlichteten sieben Gängen. Das macht einen Unterschied von etwa 2000 Euro und zahlt sich in jedem Fall aus. Ist um so viel geschmeidiger und flotter und gemütlicher als die konventionelle Handschalterei.

Gutes Angebot

Für den Seat spricht, dass er einen Tick billiger ist als der Golf Variant, dass er immer noch gut ausgestattet ist, letztendlich ist das eine Geschmackssache, zu welcher Marke man greift. Der Skoda hat das üppigste Platzangebot, der Seat kommt wohl eine Spur stylisher daher, da durften die Ingenieure auch an so etwas wie progressives Design denken. Letztendlich ist dieses Auto ein gutes Angebot an die junge Familie, die einen Kombi will, aber keine Spedition betreibt. (Michael Völker, DER STANDARD, 14.2.2014)