Kurze Wege: Praktika sind häufig ausschlaggebend für die erfolgreiche Jobsuche.

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Für viele Studierende ist der Abschluss ein überwältigendes Gefühl der Freude. Doch die Euphorie währt in der Regel nicht lange, denn die nächste Herausforderung steht bereits bevor: der Jobeinstieg.

Von jeher werden Absolventen von Fachhochschulen hier gute Chancen attestiert - bessere als den Uniabsolventen. Aber trifft das in der Praxis wirklich zu?

Silvia Hellmer, Leiterin des Arbeitsbereichs Hochschule und Arbeitswelt an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt, stimmt zu: "Generell kann man sagen, dass Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen schneller einen Job finden. Das zeigen auch vergleichende Studien."

Eine der wenigen Studien, die Jobeinstiegschancen von FH- und Uni-Absolventen vergleicht, ist die 2010 noch vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung in Auftrag gegebene Studie zur Arbeitssituation der Absolventen von Unis und Fachhochschulen. Während nach dem Uni-Abschluss rund fünf Monate für die Jobsuche in Anspruch genommen werden, suchen Fachhochschulabsolventen durchschnittlich nur 2,6 Monate, laut Studie.

Wenig Blindbewerbungen

Der Hauptgrund liegt für Hellmer in der stärkeren Praxisorientierung an Fachhochschulen. Auf die Frage, wie die Beschäftigungssuche verlief, antworten in der Absolventenstudie 34 Prozent der FH-Absolventen, dass Praktika während des Studiums ausschlaggebend für die erfolgreiche Jobsuche waren. An wissenschaftlichen Universitäten sind es nur 19 Prozent - an Kunstunis noch weniger. Bei den Wegen der Beschäftigungssuche dominieren aber trotzdem noch die klassischen Vorgehensweisen: Knapp 80 Prozent der Absolventen - sowohl der Universitäten als auch der Fachhochschulen - haben sich auf ausgeschriebene Stellen beworben.

Damit die Bewerbung in einer Zusage endet, braucht es aber nicht nur den Abschluss und Praxiserfahrung. "Rekrutierungskriterien der Unternehmer verändern sich ständig. Gefragt sind heute sogenannte Prozess-Qualifikationen - also zum Beispiel Problemlösungsfähigkeit oder andere soziale Kompetenzen, die sich Studierende in speziellen Seminaren aneignen können", sagt Hellmer. An Fachhochschulen sei die Vermittlung solcher Soft Skills stärker in den Lehrplan eingebunden als an Universitäten.

Unterschiede zwischen Absolventen der beiden Hochschulmodelle zeigen sich auch, wenn man die Situation der ehemaligen Studierenden nach sechs Monaten beobachtet. 87 Prozent der Fachhochschulabsolventen sind dann berufstätig - Uniabsolventen befinden sich häufiger in einer Ausbildung oder studieren weiter. Der direkte Berufseinstieg steht hier weniger im Vordergrund. An dieser Stelle ist es außerdem wichtig zu differenzieren: "Absolventenstudien führen leider häufig nicht an, ob es sich um eine einschlägige Beschäftigung handelt oder nicht", sagt Hellmer.

Grundsätzlich könne die Situation von Absolventen - egal ob von Fachhochschule oder Uni - in Österreich positiv bewertet werden, resümiert Silvia Hellmer. Der Anteil an Absolventen, die nach sechs Monaten noch auf Beschäftigungssuche sind, ist mit circa zehn Prozent gleich. (Lara Hagen, DER STANDARD, 18.2.2014)