Graz - Die Intendantin des Steirischen Herbstes Veronica Kaup-Hasler reagiert mit einem offenen Brief an ORF-Direktor Alexander Wrabetz auf das angekündigte Spar-Budget für das ORF Musikprotokoll, in dessen Zuge der ORF seinen bisherigen Anteil um rund 50 Prozent kürzt.

Zwar sei die vom ORF angedrohte Komplett-Einsparung damit nicht eingetreten, heißt es in dem offenen Brief, "dennoch bedeutet die Budgetreduktion eine substanzielle Schwächung dieser für die österreichische und internationale Musikszene so wichtigen Plattform.

Die Konsequenz ist, dass Auftragswerke und Konzerte stark reduziert werden und durch diese Programmreduktion auch EU-Finanzierungen nicht mehr in der bisherigen Höhe lukriert werden können, was die prekäre Lage des Musikfestivals noch zusätzlich verstärkt."

Einbindung österreichischer Positionen

Das 1968 gegründete Musikprotokoll wird jährlich vom Österreichischen Rundfunk veranstaltet. Es ist eine Koproduktion der Programme Radio Österreich 1 und Radio Steiermark, in denen die aufgeführten Werke in Kooperation mit dem Steirischen Herbst gesendet werden.

Das Festival widmet sich der zeitgenössischen, experimentellen Musik und intermedialen Spielformen und macht sich zur Aufgabe, aktuelle künstlerische Tendenzen und deren Vertreterinnen und Vertreter vorzustellen. Dabei wird besonders auf die Einbindung österreichischer Positionen in internationale Zusammenhänge geachtet.

Schon im Juni 2013 hatten in der Online-Petition rettetdasmusikprotokoll.mur.at über 4000 Personen mit ihren Unterschriften gegen die geplanten Sparmaßnahmen protestiert. In Kaup-Haslers offenem Brief heißt es dazu weiter: "Beinahe 800 Statements von national wie international bekannten Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, aber auch Politik und allen Bereichen der Gesellschaft bezeugen die Wichtigkeit des ORF musikprotokoll als wesentlicher Kulturträger für dieses Land."

Budgetkürzung "nicht nachvollziehbar"

Die Budgetreduktion von Seiten des ORF sei nicht nur bedauerlich, sondern auch nicht nachvollziehbar, schreibt die Intendatin, "zumal der ORF mit einem vergleichsweise geringen Engagement seinem im ORF-Gesetz verankerten kulturpolitischen Auftrag zur Produktion von neuer Kunst in einzigartiger Weise gerecht wurde."

In der Folge verlangt Veronica Kaup-Hasler nicht nur eine Erhöhung des Budgets, sondern auch garantierte Planungssicherheit: "Wir können dies nur als einmalige Sparvariante in einem Ausnahmejahr verstehen und wünschen uns vom ORF als Träger des Festivals, dessen budgetäre Ausstattung nicht nur in der bisherigen Höhe zu belassen, sondern im Gegenteil, in Zukunft sogar höher zu dotieren.

Sollte die Gebührenrefundierung zurückverhandelt werden, die von Ihnen als Begründung für die Sparmaßnahme ins Treffen geführt wird, muss das erst recht der Fall sein. Des weiteren soll mit einem mehrjährigen Vertrag endlich Planungssicherheit hergestellt werden, die notwendig ist, um entsprechende Auftragsarbeiten an Komponisten und Musiker zu vergeben."

Das Musikprotokoll, so der Wunsch der Intendatin, solle "aus dieser Krise heraus sogar in gestärkter Form, als die unglaublich wichtige Plattform, die es ist, wirken und als Sprungbrett für viele internationale Karrieren im Bereich neuer Musik fungieren." (red, derStandard.at, 13.2.2014)