BMW setzt die Neueinteilung der Palette fort: Einmal forsch (2er), einmal elegant (4er Cabrio)

 

Du musst versteh'n! Aus eins mach zwei, aus drei mach vier: Zugegeben, ein bisserl einfacher als Goethe im faustischen Hexeneinmaleins macht BMW es sich schon, aber einen Verjüngungstrank müssen die Bayern auch nicht unbedingt brauen. Es ist ja bloß Bewegung ins weiß-blaue ­Einmaleins gekommen, durch die enorm anschwellende Modellvielfalt. Wobei, die neuen Kennungen sind halbwegs logisch und schaffen Klarheit bei der Zuordnung.

Foto: der standard/riedmann

Coupés, Cabrios (und Gran Cou­pés) kennzeichnen ab sofort die geraden Baureihen 2, 4 und 6, der mehr oder weniger konventionelle Rest hört auf 3, 5 und 7, und den Elektrikern und Revolutionären ist das kleine i vorbehalten. i3, i8: richtig, da hat noch einiges Platz.

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Platz hat man im – dem 1er Cou­pé nachfolgenden – 2er spürbar mehr. Deshalb nehmen wir gleich einmal ungeniert Platz und schauen uns an, ob der herstellerseitig un­terstellte Sportcharakter sich auch wirklich einstellen will, und um das zu checken, finden wir uns am Wachauring in Melk ein.

Foto: bmw

Verena Kössner, guter Geist bei BMW Austria, hat mit allen BMW-Fahnen, deren sie habhaft werden konnte, beflaggt, das sieht fast schon nach Staatsempfang aus.

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Wir lassen uns davon allerdings nicht ablenken und begeben uns auf den Kurs. Schon das in Rot gekleidete 220d Coupé mit seinen 184 Diesel-PS macht seine Sache gut. Ein wirkliches Schmankerl ist dann aber der M235i, Präsentationscouleur: Königstigerblau.

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So ein Draufgänger aber auch. Es blieb gottlob beim Hinterradantrieb (was bei 1er und 2er künftig in Minderheit gerät), BMW hat ei­ne ideale Achslastverteilung von 50:50 hingekriegt, und der Twinpower-Turbo-Reihen-6-Zylinder holt mannhafte 326 PS aus sich raus. Tolle Maschine, auch wenn es kein Hochdrehzahl-Sauger ist.

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Das tiefergelegte, modellspezifisch abgestimmte Sportfahrwerk, ein Sperrdifferenzial sowie die variable Sportlenkung runden das Bild ab. Das wird den künftigen Kunden die Freudentränen in die Augenwinkel und dann beim Drift quer über die Wangen treiben. So viel lässt sich, obwohl wir unsere Runden mit quengelnden Winterpneus ziehen, ohne viel Fantasie prognostizieren. Und trotzdem sich der M235i mit 8-Gang-Automatik und Launch Control in 4,8 Sekunden von null auf 100 km/h katapultieren lässt, begnügt er sich im Normtest mit 7,6 l/100 km.

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Stilistisch ist die Herkunft vom 1er durch die leichte Hängebauch-Andeutung gewahrt, der Rest ist fesches kompaktes Coupé. Lediglich die Traditionsanbindung an den legendären "Zweizweier"  wird etwas zu penetrant bemüht.

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Nachdem wir unser Mütchen und des 2ers Bremsen (ab-)gekühlt haben, setzen wir uns in ei­ne wahre Schönheit, jedenfalls im offenen Zustand: ins 4er Cabrio, welches das 3er beerbt. Die kleine ästhetische Einschränkung begründet sich darin, dass es beim versenkbaren Festdach bleibt.

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Das Prinzip hat bisher oft zu üblen Asphaltgeschwüren geführt. In dieser Liga bildet BMW eine löbliche Ausnahme, durch eine dreiteilige Konstruktion, die sich in 20 Sekunden öffnen/schließen lässt, bekommt der 4er die Proportionen recht harmonisch hin, aber eben doch nicht restlos überzeugend.

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Ge­gen steifen Hals gibt’s einen Nackenwärmer. Mercedes fing weiland damit an, nun folgt BMW.

Foto: bmw

Apropos steif: Der Fortschritt zeigt sich auch an der um 40 Prozent verbesserten Torsionssteifigkeit. Und an 20 kg weniger Masse; an 20 Liter mehr Kofferraum;
an BMW-typisch kraftvoll-sparsamen Motoren.

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Aber Schluss jetzt mit dem Aufzählen, da kommt die Sonne raus. Auf das Dach, einmal noch lässig cruisen entlang der Donau, das muss drinnen sein. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 14.2.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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