Wien - Wiens Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank hat am Donnerstagvormittag eine Umfage präsentiert, wonach fast drei Viertel der Betriebe das neue Verkehrskonzept für die Mariahilfer Straße ablehnen. "Die neue Verkehrslösung mit den fehlenden Querungen, den umgedrehten Einbahnen, den neuen Sackgassen und den fehlenden Parkmöglichkeiten ist aus Sicht der Unternehmer klar durchgefallen", sagte Jank. Durchgeführt hat die Umfrage das Meinungsforschungsinstitut Peter Hajek im Auftrag der Kammer.

Die Ergebnisse:

  • Die große Mehrheit der Unternehmer lehnt die Beibehaltung der neuen Verkehrssituation ab, 70 Prozent sind dagegen.
  • Überdurchschnittlich hoch ist die Ablehnung beim Handel, beim Handwerk und Gewerbe sowie bei der Gastronomie. Das seien jene Unternehmen, die die Erdgeschoßzonen maßgeblich prägen, so Jank.
  • Die Umsätze sind bei 31 Prozent der Betriebe gesunken, nur bei zwölf Prozent sind sie gestiegen. Umsatzrückgänge beklagen vor allem kleine Unternehmen (bis neun Mitarbeiter), der Handel und die Gastronomie sowie Unternehmen direkt an der Mariahilfer Straße.
  • Die Kundenfrequenz ist ebenfalls gesunken, 30 Prozent der Betriebe sprechen von einem deutlichen Rückgang.

Neun von zehn befragten Unternehmen fordern bei der Neugestaltung nun mehrere Querungsmöglichkeiten. Drei Viertel verlangen, dass Taxis jederzeit in die Mariahilfer Straße zufahren können sollen. Und zwei Drittel sprechen sich für mehr Kurzparkplätze rund um die Mariahilfer Straße und mehr Haltemöglichkeiten beziehungsweise Ladezonen in der Mariahilfer Straße aus.

Geringe Schwankungsbreite

Befragt wurden knapp 1.000 von insgesamt rund 8.000 Unternehmer im 6. und 7. Bezirk - quer durch alle Sparten. Die Befragung wurde zwischen 13. Jänner und 3. Februar telefonisch durchgeführt; die Schwankungsbreite sei mit plus/minus 2,8 Prozent sehr gering, erläuterte Peter Hajek.

Janks Schlussfolgerung: "Das Ergebnis ist so eindeutig, dass sich die Politik ein Übergehen der Bedürfnisse der Wirtschaft nicht leisten kann. Jetzt ist eine Rückkehr an den Verhandlungstisch zwingend." Wobei die Kammerpräsidentin auch betonte: "Ich habe mich nie gegen ein Stück Fußgängerzone ausgesprochen, aber die Verbindung beider Bezirke muss erhalten bleiben."

"Meine Tür ist offen"

Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) signalisierte  sogleich Gesprächsbereitschaft. "Meine Tür ist offen", versicherte sie in einer Aussendung: "An Querungen soll es meiner Meinung nach nicht scheitern" - "wir als Stadt" seien immer dafür eingetreten, dass es Querungen geben soll. Allein: Es sei halt immer einer der beiden betroffenen Bezirke dagegen gewesen, richtete sie Jank aus. Grundsätzlich begrüßte Vassilakou, dass die Wirtschaftskammer für eine Mahü-Fuzo  sei. Unbestritten gebe es nach wie vor Skepsis; viele Unternehmen seien aber auch froh über die Verkehrsberuhigung. Was dem Wirtschaftsstandort Mariahilfer Straße aber schade, sei die "Negativkampagne" der ÖVP.

Kritik an rot-grüner Umfrage

Die Wiener FPÖ kritisierte indes die Auszählungsmodalitäten der rot-grünen Bürgerumfrage, die am Montag startet und bis 7. März läuft. Klubchef Johann Gudenus prangerte an, dass die Fragebögen nicht von amtlichen Stimmzählungskommissionen ausgewertet würden, in denen alle Parteienvertreten seien, um Missbrauch zu verhindern. Dem widersprach der Presse- und Informationsdienst der Stadt, der die Befragung durchführt. "Die Überparteilichkeit ist selbstverständlich gewährleistet", betonte ein Sprecher. Denn abgesehen von einem anwesenden Notar würden beide Bezirksvorstehungen alle Fraktionen - also auch die Opposition - einladen, bei der Auszählung dabei zu sein. (APA/frei, derStandard.at, 13.2.2014)