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Massimo Bray: Fraglich, wie lange er noch Italiens Kulturminister bleibt.

 

Foto: AP/Riccardo de Luca

Es ist soweit, Italiens Kulturministerium wird reformiert. Nachdem Anfang November eine von Kulturminister Massimo Bray eignes zu diesem Zweck einberufene Kommission ihre Diagnose vorgelegt und bescheinigt hatte, dass das Ministerium nicht nur an chronischem Geldmangel sondern auch an totaler Ineffizienz leide, folgt nun die Therapie. Doch leider mutet diese eher wie ein Virus, ein Herd der Bürokratitis, denn wie ein Heilmittel an.

Minister Bray kündigte vergangene Woche umfassende Reformen für das Ministerium an, die vor allem durch Bündelung und Straffung der Kompetenzen auch dem kategorischen Imperativ der Einsparungen gerecht werden sollen und müssen. Kaum sickerten jedoch erste Indiskretionen ob des Reformpakets durch – das  seltsamer Wweise nicht auf der Webseite des Ministeriums abrufbar ist – da hagelte es schon Kritik von allen Seiten, auch von der eigenen Partei des Ministers, den Demokarten. Denn die lang erwartete Erneuerung des Ministeriums ist nach Meinung der Kulturschaffenden wie auch der Gewerkschaften ein verhängnisvoller Schritt zurück in die Vergangenheit. 

Diese Reform verlängert den langen – und gut bezahlten - Arm der Bürokratie des Ministeriums; und kürzt Gelder dort, wo sie sinnvoll zur Pflege des Kulturguts eingesetzt werden könnten, nämlich vor Ort, bei den regionalen Denkmalämtern. Gegen die Revision der Ausgaben, die sämtliche Ministerien des Landes betrifft, ist jeder Protest sinnlos. 

Kritik an Kürzungen

Angeprangert wird jedoch, wie Minister Bray den Rotstift handhabt. Verschont werden von den Kürzungen die Generaldirektionen des Ministeriums – acht an der Zahl, zu denen eine neunte hinzukommt: Seit Oktober untersteht – unverständlicherweise – auch der Tourismus dem Kulturministerium. Die Kürzungen – insgesamt 71 Millionen – werden hingegen zu zwei Dritteln auf regionaler Ebene vorgenommen, hier werden die Direktorien von 17 auf 13 reduziert, indem man Regionen wie Marken und Umbrien, Ligurien und Piemont zusammenlegt und jeweils unter nur eine kulturpflegende Obacht stellt.

Doch gebündelt wird auch im Ministerium selbst. Allerdings, so scheint es, eher um neuen bürokratischen Instanzen Platz zu machen und, so wird gemunkelt, um Macht strebenden Personen  Platz zu machen, und nicht, um sinnvolle übergreifende Bereiche zu schaffen, in denen effiziente Arbeit geleistet wird. So wundert, man sich, dass ausgerechnet die Generaldirektion der Antike, zuständig für Archäologie, verschwunden ist. Als ob es den Skandal um das bröckelnde Pompeji nie gegeben hätte.

Es sei nicht verschwunden, lautet die Rechtfertigung des Ministeriums, sondern der Generaldirektion Kunsthistorische Kulturgüter, Landschaftspflege und Architektur zugerechnet worden. Mit dieser Zuordnung geht es der Kunst des Altertum immer noch besser als der Gegenwartskunst, die sich plötzlich in der Generaldirektion des "spettacolo dal vivo",  der Live-Darstellungskünste, wiederfindet, die fortan auch die zeitgenössische Architektur unter ihere Fittiche nehmen soll. Dafür sollen aber Extrageneralleitungen für Innovation und Planung eingerichtet werden. Hoffentlich werden sie bei ihren Erneuerungen besser planen als Minister Bray, dessen Reform es schwerlich unbehelligt bis zur Absegnung im Ministerrat schaffen dürfte. Voraussichtlich wird viel gestritten und am Ende nichts unternommen werden. Während die Kultur weiter den Bach runter geht. (Eva Clausen, derStandard.at, 13.2.2014)