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Chinas Mondrover "Yutu" auf einer Aufnahme kurz nach der Landung am 15. Dezember 2013. Die technischen Schwierigkeiten begannen, als sich vor Beginn der zweiten Mondnacht eine der beiden Solarpanele nicht vollständig schloss.

Foto: AP Photo / Xinhua

Peking - Das chinesische Mondfahrzeug "Yutu" ("Jadehase") hat trotz eines mechanischen Schadens die letzte Mondnacht überlebt. Nur wenige Stunden zuvor hatte China offiziell das Scheitern ihrer Mondmission verkündet und damit bereits jegliche Hoffnung auf Reaktivierung des Rovers aufgegeben. Dann aber kam der erlösende Kontakt zustande: Der Roboter sei nun doch in der Lage, Signale zu empfangen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag nach ersten Befürchtungen, dass "Yutu" bei den extremen Temperaturen auf dem Erdtrabanten "erfroren" sein könnte. "Der Rover hat eine Chance, gerettet zu werden, weil er noch lebt", sagte der Sprecher des Mondprogramms, Pei Zhaoyu.

Der sechsrädrige, 140 Kilogramm schwere "Yutu" war seit dem 15. Dezember im Mare Imbrium unterwegs. Mehrere Stunden nach der ersten chinesischen Mondlandung überhaupt startete der Rover seine erste Erkundungsfahrt. Nach zwei Tagen sendete er dann erste Aufnahmen zur Erde. Mittlerweile befindet er sich rund 100 Meter vom Lander "Chang'e 3" entfernt. 

Bitterkalte Mondnacht

Ursprünglich sollte der Rover drei Monate lang über die Mondoberfläche fahren und unter anderem nach Bodenschätzen suchen. Am 25. Jänner hatte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua dann aber von einer "Unregelmäßigkeit bei der technischen Kontrolle" berichtet, die mit "der komplizierten Umgebung auf der Mondoberfläche" zu tun habe. Offiziell wurden keine Details zu den technischen Problemen verlautbart, doch Experten nehmen an, dass sich der Rover nicht ordnungsgemäß auf die bevorstehende zweite Mondnacht vorbereiten konnte.

Während dieser 14-tägigen Phase sollte "Yutu" in einen Schlafmodus versetzt werden, der seine empfindliche Elektronik vor den nächtlichen Temperaturen von minus 180 Grad Celsius schützen sollte. Inoffiziellen Angaben zufolge sieht es so aus, als konnte eine der beiden Solarpanele nicht eingeklappt werden, wodurch der in eine erwärmte Box abgesenkte Instrumentenmast der Mondnacht schutzlos ausgeliefert war. Welche Schäden der Rover dadurch davon getragen hatte und worin die genau Ursache der Fehlfunktion liegt, muss noch festgestellt werden. Damit bleibt vorerst unklar, ob "Yutu" zum Teil oder vollständig wiederhergestellt werden kann.

Ehrgeiziges Mondprogramm

China ist das dritte Land nach den USA und der früheren Sowjetunion, dem eine Mondlandung glückte. Das letzte Mal hatte die Sowjetunion im Jahr 1976 erfolgreich eine Sonde zum Mond geschickt. Die chinesische Raumfahrtbehörde feierte die erste erfolgreiche Mondlandung nach fast vier Jahrzehnten als wichtigen Schritt "für die ganze Menschheit". Für das ehrgeizige chinesische Raumfahrtprogramm wäre das vorzeitige Scheitern der Mission daher ein herber Rückschlag.

Die Landung des Mondfahrzeugs war eine wichtige Etappe für das chinesische Raumfahrtprogramm, das bis 2020 den Aufbau einer dauerhaften Weltraumstation vorsieht. Für Peking ist das vom Militär verantwortete Raumfahrtprogramm ein Symbol für das wachsende internationale Gewicht des Landes und die wissenschaftliche und technische Aufholjagd gegenüber dem Westen und Russland. Das ehrgeizigste Vorhaben der chinesischen Raumfahrt ist die Entsendung eines Taikonauten, wie Astronauten in China genannt werden, zum Mond. Ein Zieldatum dafür gibt es noch nicht. (red, derStandard.at, 12.2.2014)