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Laut Menschenrechtlern sollen die Gefangenen in Bagram misshandelt worden sein. Fast alle von ihnen wurden mittlerweile freigelassen.

Foto: AP/David Guttenfelder

Kabul - Ungeachtet des heftigen Widerstands der USA hat Afghanistan 65 mutmaßliche Taliban-Kämpfer freigelassen. "Die 65 Gefangenen haben das Bagram-Gefängnis in der Früh verlassen", teilte ein Behördenvertreter am Donnerstag in Kabul mit. Im Vorfeld hatten die NATO und die USA gegen die geplanten Freilassungen protestiert und so eine erneute Überprüfung durch eine afghanische Regierungskommission erreicht. Nun wurden von den 88 betroffenen Gefangenen 65 freigelassen. Was mit den restlichen 23 Häftlingen passiert, ist noch unklar.

USA: "Zutiefst bedauerlich"

In einer ersten Reaktion sprach die US-Botschaft in Kabul von einer "zutiefst bedauerlichen" Entscheidung, die zudem einer Vereinbarung aus dem Jahr 2012 über die Inhaftierten zuwiderlaufe. Die US-Regierung hatte zuvor gewarnt, es handle sich um "gefährliche Personen", die sich angesichts des allmählichen Abzugs der internationalen Kampftruppen aus Afghanistan wieder in die Kämpfe einschalten könnten und eine "ernsthafte Bedrohung" darstellten.

Dies wies der Chef der afghanischen Behörde, die für die Bewertung der Fälle eingesetzt wurde, zurück. Schon die Inhaftierung der 65 Personen seit ungerechtfertigt gewesen. "Wir konnten nicht einen einzigen Beweis dafür finden, dass diese 65 Leute nach afghanischem Recht Kriminelle sind", sagte Abdul Shakor Dadras der Nachrichtenagentur Reuters.

Umstrittene Verhörmethoden

Die Häftlinge waren auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram bei Kabul inhaftiert, der im vergangenen März von den US-Streitkräften an die afghanische Regierung übergeben worden war. Sie sind die letzten der ursprünglich 648 Häftlinge in dem umstrittenen Gefängnis auf dem Stützpunkt, die freigelassen werden sollten. Menschenrechtler kritisierten das Lager heftig, weil Gefangene mit umstrittenen Verhörmethoden misshandelt worden sein sollen.

Das Gefängnis sorgt seit Jahren für Streit zwischen Kabul und Washington, der zuletzt eskaliert ist. Der afghanische Präsident Hamid Karzai setzte den USA mehrere Ultimaten für die vollständige Übergabe und warnte vor einer Belastung der bilateralen Beziehungen.

Schlagzeilen machte Bagram auch, weil US-Soldaten im Februar 2012 Koran-Exemplare versehentlich in einer Verbrennungsanlage entsorgt hatten. Sie lösten damit schwere Unruhen aus. Muslimen gilt die Verbrennung sowie jede andere Schändung des Korans als Todsünde.

Angst vor Anschlägen

Die NATO-Kampftruppen sollen Afghanistan bis Ende 2014 verlassen, anschließend sind nur noch Ausbildungs- und Unterstützungsmissionen vorgesehen. Im April stehen in Afghanistan außerdem Präsidentschaftswahlen an. Vor dem Hintergrund beider Ereignisse hatten die Taliban immer wieder angekündigt, ihren Druck auf ausländische Soldaten und die afghanischen Behörden zu erhöhen.

Eine begrenzte Präsenz des US-Militärs über 2014 hinaus hängt an einem Sicherheitsabkommen, dessen Unterzeichnung der afghanische Präsident Hamid Karzai derzeit hinauszögert. Die Freilassung der Gefangenen dürfte die ohnehin angespannten Beziehungen zu den USA weiter belasten. (APA, 13.2.2014)