Nachtrag zum gemeinsamen Gedenken von Kanzler und Vizekanzler an den Februar 1934: Werner Faymann hat recht. Die ÖVP sollte mit sich und Engelbert Dollfuß ins Reine kommen. Das Porträt des autoritären Kanzlers Engelbert Dollfuß, es hängt im Sitzungssaal des ÖVP-Parlamentsklubs, gehört dort nicht hin. Zumindest nicht ohne historische Kommentierung.

Solange die ÖVP sich nicht davon lösen kann, diesen höchst problematischen "Ahnherrn" der Partei scheinbar unreflektiert zu (ver-)ehren, wird sie den Ruch des Reaktionären, Antidemokratischen, Menschen- und Bürgerrechtswidrigen nicht los. Es gibt unter den Gründergestalten sowohl der Christlich-Sozialen wie der Sozialdemokraten genügend problematische Herrschaften, auch unter den Gründervätern der Zweiten Republik. Karl Renner, Leopold Figl, Adolf Schärf und andere waren Antisemiten. Trotzdem hatten sie alle ihre Verdienste um Österreich, und sie waren Demokraten.

Dollfuß war rabiater Antidemokrat. Er glaubte, mit Gewalt gegen die Hälfte Österreichs regieren zu können. Ja, er starb im Kampf gegen die Nazis, aber diesen Kampf hatte er selbst durch Unterdrückung und Ausschluss der Sozialdemokraten (und der Liberalen) zum Scheitern verurteilt. Spindelegger deutete an, man werde das Dollfuß-Porträt mit einem Text versehen, der ihn in den richtigen Rahmen stellt. Das wäre ein wichtiger Schritt der ÖVP in die Moderne. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 13.2.2014)