Audi bietet mit der Driving Experience auch Winter-Fahrtrainings an. Vom Grundtraining für Eis-Anfänger, über das Aufbau- bis hin zum Drifttraining für die Spezialisten

Zehn Sekunden bis zum "Zack". Der Audi S4 Avant steht auf gnagelte Bock, Lappi-Spikes, für die Kenner. 333 PS aus dem 3-Liter V6-Benziner warten auf ihren Einsatz. Neun Sekunden bis zum "Zack". Auch wenn wir hier auf der Eisbahn von Saalbach bei der Audi driving experience wohl mit 100 PS locker das Auslangen finden würden. Acht Sekunden bis zum "Zack". Alle elektronischen Helfer sind ausgeschaltet. Nun ja, was sich halt vom elektronischen Stabilisierungsprogramm über den ESC-Schalter ausschalten lässt. Sieben Sekunden bis zum "Zack".

Foto: Audi/Christian Houdek

Die elektronische Differentialsperre wird ja weiterarbeiten und uns eine große Hilfe sein. Sechs Sekunden bis zum "Zack". Das Doppelkupplungsgetriebe ist auf Sport gestellt, Sitzposition passt. Fünf Sekunden bis zum "Zack". Der S4 rollt langsam an. Geradeaus, zwischen den Pylonen. Vier Sekunden bis zum "Zack". Sanft beschleunigen auf 30 km/h.

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Was zu tun ist, kann man, muss man aber nicht verstehen. Wenn man genau das macht, was der Sepp Haider sagt, funktioniert auch so alles problemlos. Eisdriften – wie kochen nach Rezept. Noch drei Sekunden bis zum "Zack". Noch ein bisserl bis 30. Jetzt passt es. Blick vom Tacho lösen. In die Kurve schauen. Noch zwei Sekunden bis zum "Zack". Einlenken bis zum Anschlag.

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Der Sepp sagt eh rechtzeitig wann. Sieht es auch gleich, wenn der Anschlag vom Auto noch weit weg ist. Noch eine Sekunde bis zum "Zack". Weg vom Gas. Die Last des S4 schiebt sich nach vorne auf die Vorderräder, die Schnauze zieht stark nach innen. "Zack!" brüllt der Sepp ins Funkgerät und damit direkt in den S4. Zack heißt, latsch aufs Gas. Einmal. Kurz. Kräftig. Bis der S4 im rechten Winkel zur Fahrtrichtung steht. Dann lenk mit dem Gas.

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Wer die Grundbegriffe des Driftens in einem alten Taunus erlernt hat, der lenkt nicht gleich mit dem Gas. Der kriegt die einmal eintrainierten Abläufe weniger schnell aus den Händen und Beinen als aus dem Kopf. Kommt der S4 Avant mit dem Heck, verfällt er der alten Hinterrad-Driftregel: "Lenkung auf und Gas dazu." Damit sticht man im Allrad aber jeden Drift im Ansatz ab.

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Ich weiß das. Der Sepp sieht das. Der Sepp kommentiert das. Der Sepp korrigiert das: "Wenn er quer ist, dann die Lenkung gerade. Lenken tuma dann mitn Gas." In etwa so: Je mehr Gas man gibt, desto enger wird der Kurvenradius. Am Volant korrigiert man nur, oder leitet Umsetzer ein.

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Die Worte höre ich wohl, allein mir fehlt das Können. Es ist wahnsinnig zach, den Blick in Richtung Kurvenausgang zu setzen, die Lenkung aber genau auf den Haider Sepp, der im Kurvenscheitel steht und in sein Funkgerät brüllt. "Net gegenlenken, Himmelfix."

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Aber auf den Haider Sepp lenkt man mit 333 PS auf Volllast nicht so selbstverständlich zu.  1988 gewann der die Rallye Neuseeland. Ein Jahr darauf wurde er Deutscher Rallyemeister. Er fuhr in der DTM. Und er hat sogar Walter Röhrl schwer beeindruckt. Der ist einmal eine Bergrennstrecke vorab abgegangen, und jedesmal, wenn er am Gasstoß vorm Runterschalten hörte, dass sich ein Auto näherte, soll er auf die Seite gegangen sein. Dann kam aber einer, der schaltete nicht zurück. Blieb in seinem Rallye-Käfer voll am Gas.

Foto: Audi/Christian Houdek

Der Röhrl vergisst vor lauter Staunen zu flüchten, und der Sepp Haider brennt in der Blechkugel an ihm vorbei, dass der Deutsche sofort wissen will, wer der Wahnsinnige ist. Wenn es halt stimmt. Ich war ja nicht dabei. Aber wenn man den Sepp kennt, dann weiß man, so weit von der Realität kann die Geschichte nicht weg sein – wenn überhaupt. Jedenfalls: So einen Sepp, den führt man nicht zusammen, auf den lenkt man nicht zu, den macht man sich auch mit Gewalt nicht zum Blickpunkt.

Foto: Audi/Christian Houdek

Beim vierten Versuch bleibt der S4 quer. Nicht zu lenken, ist schwerer als zu lenken – wenn man es sich einmal antrainiert hat. Aber jetzt, jetzt ist es geschafft. Der Knopf ist offen. Das Sportdifferential übersetzt Lenk- und Gasstellung so, dass der S4 zu driften ist wie ein Matchbox-Auto. Die Genagelten fressen sich aufgrund der paar Grad Plus, die wir haben, nicht ins Eis sondern inzwischen in den Firn. Mörderischer Grip. Ganz schön flott. Irrer Spaß. Nur der Sepp tut mir leid, wenn wir ihm hier die Eisbahn auf einen Höhenstraßen-Parkplatz zusammenrutschen.

Foto: Audi/Christian Houdek

Nach gut 20 "Zack" wechselt die Übung. Erst eine Linkskurve, dann eine Rechtskurve, einmal alles mit Anpendeln, dann ein Lastwechselslalom, ein Achter und ein kleiner Handlingparcour. Am meisten Spaß mit dem Avant machen die Lastwechselübungen. Obwohl der S4 schon so quer ist, dass der Dreher näher scheint als der nächste Umsetzer, zieht sich der Audi auf Gas quasi selber in den nächsten Drift. Und trotzdem ist alles ein Kinderspiel. Was zum großen Teil aber auch an den Instruktoren liegt, die einem rechtzeitig sagen, was man machen muss, wohin lenken, wann man aufs Gas muss, und wann es Zeit ist, wieder das Pedal auskühlen zu lassen.

Foto: Audi/Christian Houdek

Nein, das Drifttraining ist nicht der Einstieg in die Eisfahrerei – obwohl, wer etwas auf Zack ist, ein Lenkrad richtig halten kann und den Unterschied zwischen Unter- und Übersteuern kennt, für wen der Kamm'sche Kreis kein Arbeitsutensil im Friseursalon ist, der wird hier auch ohne Grund- und Aufbautraining seinen Spaß haben. Gefahren wird – zumindest heuer noch – ausschließlich mit Audi S4 Avant – also nicht mit dem eigenen Auto, sondern einem direkt bei der Audi driving experience angemieteten.

Foto: Audi/Christian Houdek

Man braucht sich um wirklich nichts zu kümmern, als darum, vor der Einfahrt in die erste Übung das ESC auszuschalten. Um 550 Euro sitzt man dann einen halben Tag im S4 Avant und treibt ihn quer – samt Zeitnehmung auf einem Abschlussparcours. Einziges Problem: Die Trainings sind so gut gebucht, dass man schon ein wenig vorplanen muss. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 13.2.2014)

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Audi driving experience

Foto: Audi/Christian Houdek